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Politik: Steigerung der Kriminalität um 50 Prozent erwartet - Extra-Knast kostet Hannover 17 Millionen Mark

Die Zeit wird allmählich knapp: In wenigen Wochen, am 1. Juni, öffnet die Weltausstellung in Hannover ihre Pforten.

Die Zeit wird allmählich knapp: In wenigen Wochen, am 1. Juni, öffnet die Weltausstellung in Hannover ihre Pforten. Just zu diesem Tag ist nun auch ein Expo-Projekt der besonderen Art fertig geworden - ein Gefängnis nahe am Flughafen Hannover-Langenhagen, reserviert vor allem für ausländische Kleinkriminelle, die während der Expo aktiv wurden, der Polizei in die Hände fielen und nun auf ihre Abschiebung warten.

Ob die Nachricht über das neue Gefängnis nun die rechte Werbewirksamkeit für die Weltausstellung entfalten wird, ist fraglich. Schließlich steht das Projekt für eine unangenehme Begleiterscheiung: Mit der Expo wächst in Hannover die Kriminalität. Dennoch ließ es sich Niedersachsens Landesregierung nicht nehmen, die Fertigstellung des Gebäudes vollmundig vor der Öffentlichkeit zu verkünden. Eher beschwichtigend klingen nun die Argumente des Gefängnisleiters Ulrich Wauro: ,,Mit kleinen Fischen' rechne er bei den Insassen, von Handtaschendieben, Glücksspielern und Drogenhändlern ist die Rede. Im übrigen würden die Gefangenen nur kurze Zeit in ihren Zellen verbringen.

Mit 300 000 Gästen täglich rechnen die Veranstalter der Expo - das sind fast so viele, wie Hannover an Einwohnern zählt. Die Kriminalität könne während der Weltausstellung um 50 Prozent steigen, schätzt das Justizministerium in Hannover. Auch die Sicherheitskräfte sind verstärkt worden - rund 7000 Polizisten aus benachbarten Ländern und des Bundes unterstützen die niedersächsischen Beamten von Juni bis Oktober in Hannover. Mehr Richter sind ebenfalls im Einsatz. Manches spricht also dafür, dass die erwarteten Kriminellen auch aufgegriffen und den Weg in das neue Gefängnis finden werden .

Eine alte Kaserne in Hannover-Langenhagen, unweit des Flughafens, wurde für 17 Millionen Mark umgebaut. Platz ist in der Anstalt für mehr als 200 Gefangene. Die Vollzugsbeamten sind sprachlich geschult, sie reden unter anderem polnisch, rumänisch, russisch und arabisch. In Gemeinschaftsräumen sollen die Häftlinge verweilen, ein 4,50 Meter hoher Sicherheitszaun umgibt das Gelände. Später, nach der Expo dienen die drei Gebäude des Komplexes als Abschiebegefängnis. Das Land Niedersachsen ist nur Mieter; Eigentümer der Gebäude ist die Flughafengesellschaft. Vor einem Jahr, als das Projekt begonnen wurde, sorgte es für Unmut unter Landespolitikern in Hannover. Die Flughafengesellschaft beharrte auf einer weit höheren Miete (16 Mark pro Quadratmeter), als sie früher dafür kassierte (5 Mark). Damals war dort die Aufnahmestelle für Asylbewerber untergebracht - jetzt aber musste das Land rasch zur Weltausstellung ein neues Gefängnis in Betrieb nehmen.

Immerhin hat Niedersachsen nun in einer Zeit, in der allgemein über knappe Landesfinanzen und ebenso knappen Raum in den Haftanstalten geklagt wird, ein neues Gefängnis bekommen. Die Expo hat es möglich gemacht. Und die stille Hoffnung herrscht in Hannover, das neue Gebäude lasse die Bürger der Stadt nun etwas ruhiger schlafen - haben sie doch die Gewissheit, für alle Übeltäter, die zur Expo anreisen und Schlimmes im Schilde führen, ist der Ort der Buße bereits vorhanden.

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