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SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück stellt sich am Mittwochabend in der ARD-Wahlarena den Fragen der Wähler.

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Update

Steinbrück in der ARD-Wahlarena: 66 Jahre und "noch sehr tatkräftig"

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück beantwortet am Mittwoch in der ARD-Wahlarena die Fragen der Bürger direkt, selbst unerwartete. Und verzichtet dabei auf Effekthascherei.

Von Hans Monath

Gern hätte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ein zweites TV-Duell ausgefochten. Denn er selbst sah sich als Sieger des Zusammentreffens vor zehn Tagen. Dazu wird es nicht kommen. Doch die ARD-Wahlarena bot dem Herausforderer am Mittwochabend immerhin Gelegenheit, sich erneut ohne Vermittlung der von ihm häufig gescholtenen Journalisten direkt den Wählern zu präsentieren.

Die erste Frage aus dem Publikum war nicht ganz nach Steinbrücks Geschmack. Da nämlich wollte ein Außendienstmitarbeiter, der seit 25 Jahren sein Berufsleben auf der Autobahn verbringen muss, von ihm wissen, was er gegen die Gefahr durch Falschfahrer unternehmen wolle. „Sie überraschen mich mit der Frage“, gestand der Kandidat und meinte, mehr Warnschilder als heute werde es kaum geben könne.

Doch nach dem kurzen Ausflug in die Verkehrspolitik fragte das repräsentativ ausgewählte Studiopublikum schnell nach Problemen der Arbeitsmarkt-, Sozial-, Bildungs-, Geschlechter- und Pflegepolitik und damit nach zentralen Gerechtigkeitsthemen des SPD-Wahlkampfs. Steinbrück nutzte die Gelegenheit, um Vorschläge wie den gesetzlichen Mindestlohn, die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern oder den Kampf gegen Mietsteigerungen auszubreiten und erntete damit Beifall. Ohne Überraschungen und ohne Ausrutscher absolvierte er das 75-minütige Fragemarathon.

Schon nach zehn Minuten verzichtete der Kandidat auf die Stütze seines Rednerpultes und lief während seiner Antworten in immer größeren Kreisen durch das Studio. Dabei verzichtete er auf Effekthascherei. Einem Rollstuhlfahrer, der sich über das Misstrauen der Krankenkassen bei Anträgen auf Zusatzleistungen wie etwa Rehabilitationsmaßnahmen beschwerte, erklärter er, die Kassen stünden wegen der Kosten unter Druck und fügte hinzu: „Ich hab’ jetzt keine Antwort schnell aus der Hüfte.“

Auch bei kritischen Fragen wie die eines Anwalts und eines Unternehmers, die sich gegen die SPD-Pläne zur Steuererhöhung wandten, blieb der Kandidat eher gelassen und begründete seine Politik damit, es habe eine Umverteilung von unten nach oben stattgefunden: „Wir brauchen einen handlungsfähigen Staat“, sagte er: „Es sollen nicht alle mehr Steuern zahlen. Aber einige sollen einige Steuern mehr zahlen.“

Schwer hatte es der SPD-Politiker mit seinem Versuch, einen älteren Frager umzustimmen, der sich als Nichtwähler aus Protest gegen die angebliche Ununterscheidbarkeit der Parteien präsentierte. Er wolle damit „die Politik wachrütteln“, sagte der Mann. Steinbrück entgegnete, die Bürger hätten nicht nur „ein Wahlrecht, sondern auch eine Wahlpflicht“ – und wurde in seinem Plädoyer von Applaus unterbrochen. „Die Parteien unterscheiden sich“, meinte der Kandidat. Auf die Nachfrage des Moderators, ob er nun überzeugt sei, sagter der Verweiger schlicht „nein“.

Ganz persönlich wurde eine 55-jährige kaufmännische Angestellte im roten Jackett. „Wollen Sie sich das wirklich antun mit der Kanzlerschaft, Sie gehen ja dann auf die 70 zu?“, fragte sie fürsorglich. „Aber schauen Sie mich an“, entgegnete Steinbrück und versicherte, er sei mit seinen 66 Jahren „noch sehr tatkräftig“.

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