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Stichwahl: Ex-Guerillero wird Präsident in Uruguay

Uruguay wird weiterhin von der Linken regiert. Bei der Stichwahl am Sonntag kam der Kandidat des Mitte-links-Bündnisses Frente Amplio, José Mujica, nach Auszählung fast aller Stimmen auf 53,2 Prozent. Sein konservativer Herausforderer, Ex-Präsident Luis Alberto Lacalle, erhielt 42,7 Prozent.

Die große Leidenschaft des 74-jährigen Mujica, in Uruguay einfach „Pepe“ genannt, ist nach der Politik die Landwirtschaft. Auf seinem 35 Hektar großen Bauernhof vor den Toren Montevideos pflanzt er Gemüse und Blumen an. Anzug und Krawatte zog er nur widerwillig an, nachdem er 2005 Landwirtschaftsminister geworden war. Im gleichen Jahr heiratete er trotz seines fortgeschrittenen Alters seine langjährige Lebensgefährtin und politische Kampfgenossin, die Senatorin Lucia Topolansky.

Bei jedem Wahlkampfauftritt ist Mujica, der in einem sehr bescheidenen Häuschen wohnt, einen alten Käfer fährt und keinen Wert auf Statussymbole legt, der Star – und nicht etwa Danilo Astori, sein jüngerer Vizepräsident und Wirtschaftsminister, der die urbane, moderne Garde des Regierungsbündnisses Frente Amplio verkörpert. Astori war eigentlich der Favorit von Präsident Tabare Vazquez für seine Nachfolge. Doch die Basis wollte Mujica. Denn der verkörpert nicht nur das Aufbegehren gegen bürgerliche Konventionen, sondern auch die uruguayische Geschichte. In den 70er Jahren schloss sich Mujica der Tupamaro-Guerilla an, die gegen die Militärdiktatur kämpfte. Er wurde viermal verhaftet, sechsmal angeschossen, entkam zweimal aus dem Gefängnis und wurde schließlich 15 Jahre lang eingekerkert.

Als 1985 eine zivile Regierung die Macht übernahm, kam Mujica frei und gründete die Bewegung zur Beteiligung des Volkes (MPP), die größte Fraktion innerhalb des Linksbündnisses „Breite Front“. Die MPP vertritt einen klaren Linkskurs. 1994 wurde er zum Abgeordneten gewählt, fünf Jahre später zum Senator. Seine Gegner bezeichnen ihn als „gefährlichen Kommunisten und Umstürzler“. Mehr Sorge als die Ideologie bereitet ihm der Klimawandel. „Wegen der Trockenheit dieses Jahr habe ich den Mangold verloren“, klagt er. Deshalb hat er einen eigenen Regenwassertank gebaut und sieht eine neue Energiepolitik als eine seiner Prioritäten.

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