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Politik: Stoibers Stallknecht geht als Letzter

Erwin Huber tritt zurück, ohne sich schuldig zu fühlen. Die FPD hatte im Hintergrund Druck erzeugt

Erwin Huber betont das Wort Desaster wie „Wahnsinn“, wo das Wort doch ein kurzes „a“ hat, das klingen muss wie ein herniedersausendes Schwert. Kann aber sein, Erwin Huber möchte sich genau dieses Artikulationsgeräusch ersparen. Nach dem Rücktritt als Parteichef demissioniert er am Mittwochmittag auch im Ressort Finanzen. Er übernehme, sagt Huber, nach dem „Desaster bei der BayernLB politische Verantwortung“, obwohl die wichtigen Entscheidungen, die jetzt zum Beinahezusammenbruch des Instituts geführt haben, schon verabschiedet gewesen seien, „bevor ich im Herbst 2007 stellvertretender Vorstand des Verwaltungsrats“ wurde. Was das heißen soll? Huber möchte keine Antworten mehr geben, aber es klingt schon ein wenig nach Freispruch in eigener Sache.

Am Samstag schon, als die Verhandlungen erst mal unterbrochen wurden, weil das Schicksal der Landesbank immer ungewisser wurde, hatte der FDP-Spitzenkandidat Martin Zeil sehr deutlich geäußert, dass man in dieser Art eigentlich nicht mit sich umspringen lasse, denn die CSU kam nur portionsweise mit äußerst vagen Prognosen über, wie schlimm es noch werden könne bei der BayernLB, deren Versinken im selbst produzierten monetären Morast Erwin Huber bis zuletzt Schritt für Schritt getreulich kommentierte. Keine öffentliche Erklärung, an der Huber nicht beteiligt gewesen wäre. Und zwar ganz vorne dran.

Was aus seiner Sicht stimmt, ist, dass er in den Aufsichtsrat just in dem Augenblick kam (September 2007), als die BayernLB ein unwürdiges Spiel startete, das sie, mit Rückendeckung aus der Landespolitik, bemerkenswert lang durchhalten konnte. Von Herbst 2007 bis Februar 2008 galt die Devise, dass sich die Auswirkungen der Finanzkrise auf das Jahresergebnis „nicht weiter beziffern“ ließen. Im Landtag bezeichnete Erwin Huber am 12. Februar Vermutungen über Milliardenbelastungen der LB als „reine Spekulation“. Einen Tag darauf musste die LB zusätzliche Belastungen von 1,9 Milliarden, später, im April, gar deren 4,3 Milliarden einräumen. Huber stand als Lügner da, rettete sich aber mit einer Personalrochade an der Spitze der Bank. Zudem wurde ein älterer Gedanke von der Fusion mit der baden-württembergischen LBBW wieder aufgenommen.

Huber war bereits – im Übrigen sehr fahrig und nervös – im Vorwahlkampf und wandte fortan das Prinzip Stoiber an, an dessen Hof er in allen möglichen Funktionen stets den obersten Systemknecht gegeben hatte: Man redet sich so lange raus, bis es gar nicht mehr geht. Huber überlebte auf diesem Weg politisch sogar den Untersuchungsausschuss, der im Landtag auf Betreiben der SPD und natürlich nicht ohne entsprechende Hintergedanken eingesetzt wurde.

Im freien Fall befindlich war Huber spätestens, als Horst Seehofer in den letzten Tagen wiederholte, er äußere sich nicht zu Personalfragen. Gemeint war stets Huber und dessen immer unwahrscheinlicher werdender Verbleib an der Spitze seines ehemaligen Wunschministeriums. Einigermaßen erleichtert kommentierte denn auch Seehofer am Mittwoch die Geschehnisse nach der lange dauernden Vorstandssitzung der CSU. Man habe „fundiert und menschlich miteinander gesprochen“, und er, Seehofer, schulde Huber „großen Respekt“.

Seehofer wusste, warum. Unterdessen hatte die FDP gedroht, die Koalitionsvereinbarungen platzen zu lassen und Horst Seehofer am Montag nicht zum Ministerpräsidenten zu wählen. Erst mal nicht. Jetzt müsste die Zeit knapp reichen. Huber beerben könnte Georg Fahrenschon, der sich als Staatssekretär bestens auskennt und zudem ein Spezl von Seehofer ist. Allerdings hat Fahrenschon, der schlecht auf der Landesliste platziert gewesen ist, keinen Sitz im neuen Landtag.

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