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Politik: Stoibers Wahlkampf: Wie Hessens Ministerpräsident Koch dem Kandidaten und sich selber hilft

Ein hessisches CDU-Vorstandsmitglied zeigte sich am Montag erleichtert: Angela Merkel habe "mit hohem Einsatz gespielt und alles versucht; deshalb haben wir und andere ihr noch einmal, wahrlich nicht zum ersten Mal, sagen müssen, was Sache ist". Der CDU-Vorsitzenden dagegen war es wichtig, die Rolle Roland Kochs zu relativieren.

Ein hessisches CDU-Vorstandsmitglied zeigte sich am Montag erleichtert: Angela Merkel habe "mit hohem Einsatz gespielt und alles versucht; deshalb haben wir und andere ihr noch einmal, wahrlich nicht zum ersten Mal, sagen müssen, was Sache ist". Der CDU-Vorsitzenden dagegen war es wichtig, die Rolle Roland Kochs zu relativieren. Medien hatten berichtet, der hessische CDU-Chef habe ihr am Vortag der CDU-Klausur telefonisch klargemacht, sie sei von der CDU nicht ermächtigt, die Kanzlerkandidatur für sich zu reklamieren. Ein solches Gespräch sei keineswegs entscheidend gewesen für Merkels Abdank-Frühstück mit Stoiber, heißt es aus dem Adenauer-Haus.

Bis Freitag mühte sich auch Roland Koch, seine Rolle im K-Poker herunterzuspielen; schließlich sind seine eigenen Ambitionen für 2006 bekannt. Intern arbeitete er seit Monaten auf Merkels Verzicht hin. Doch statt Position zu beziehen, erinnerte Koch gebetsmühlenartig an das vereinbarte Verfahren - und vermied jede öffentliche Festlegung auf seinen Favoriten Stoiber. Hessens Ministerpräsident wedele rechts und links - aber nicht in der K-Frage, sondern auf der Skipiste, hieß es noch am Mittwochvormittag aus der Staatskanzlei. Und Koch werde seinen Skiurlaub für die CDU-Vorstandsklausur nicht abbrechen. Wenig später folgte die Mitteilung, Koch werde doch nach Magdeburg reisen. Der verabredete Verfahrens- und Zeitplan sei in Gefahr.

Wie Koch nun mit dem Pfund seines neuen Einflusses wuchern wird, ist noch unklar. Der Ministerpräsident wolle bei der CDU "den Laden zusammenhalten" und inhaltlich Einfluss nehmen, sagt ein langjähriger Weggefährte - vor allem bei den Themen Wirtschaft, Finanzen und Arbeitsmarkt. Einen Einstieg Kochs in ein Schattenkabinett oder eine Regierung Stoiber wird es aber nicht geben. Schließlich wird rund viereinhalb Monate nach der Bundestagswahl in Hessen ein neuer Landtag gewählt; ein kompletter Wechsel in die Bundespolitik darf in dieser Situation als ausgeschlossen gelten. Dagegen ist wahrscheinlich, dass der kluge Hesse nach dem CDU-Vorsitz greift, sollte Merkel nach einer verlorenen Bundestagswahl stürzen. Von dieser Basis aus könnte er dann die Spitzenkandidatur der Union für 2006 anpeilen.

Am Montag jedenfalls, seinem ersten offiziellen Arbeitstag im neuen Jahr, empfing ein sichtlich vergnügter Ministerpräsident in der Staatskanzlei die Sternsinger. Beim gleichen Anlass vor zwei Jahren hatte Koch Journalisten die Unwahrheit gesagt, als sie ihn mit Fragen zu Ungereimtheiten in den CDU-Finanzen bestürmt hatten - die Opposition spricht seither von der "Sternsingerlüge". Vor einem Jahr blieben Fotografen und Kameraleute zu diesem beziehungsreichen Termin noch ausgesperrt. Jetzt waren sie wieder zugelassen, Koch fühlt sich sicher. Und auf die K-Frage für 2006 hat er eine knappe Antwort: Stoiber gewinne die Wahl, und vier Jahre später trete der Bayer logischerweise wieder an. Als Kanzler.

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