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Strafjustiz: Positive Reaktionen auf Urteil gegen Marwas Mörder

Ägypter im In- und Ausland zeigen sich mit der Höchststrafe für Alex W. zufrieden. Muslime würdigten die deutsche Justiz, klagten aber auch über Islamfeindlichkeit.

Das Urteil gegen den Mörder von Marwa al-Scharbiny ist in Deutschland und Ägypten auf weitgehende Zustimmung gestoßen. Der ägyptische Botschafter in Deutschland, Ramzy Ezzeldin Ramzy, zeigte sich sehr zufrieden angesichts der verhängten Höchststrafe für den Russlanddeutschen Alex W., der die 31-jährige Ägypterin während eines Gerichtsverfahrens aus Fremdenhass mit mindestens 16 Messerstichen getötet hatte. Man habe die Höchststrafe gefordert und die Höchststrafe bekommen, sagte der Botschafter nach der Urteilsverkündung im Landgericht Dresden.

Auch in Ägypten gab es positive Reaktionen – unter anderem darauf, dass das Gericht die besondere Schwere der Schuld anerkannte. "Das ist gerecht. Ich bin sehr glücklich, dass das Gericht die Behauptung, dieser Mörder sei psychisch krank, nicht akzeptiert hat", sagte der Jura-Professor Ahmed Refaat von der Universität der ägyptischen Hafenstadt Port Said dem Nachrichtensender Al-Nil.

Sein Kollege Nabil Hilmi von der Universität Zagazig verteidigte die Deutschen im Hinblick auf mögliche Vorurteile gegen Fremde. "Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist nicht ausländerfeindlich, und auch die deutsche Regierung ist es nicht." Menschen, die andere Menschen wegen ihrer Herkunft oder ihrer Religionszugehörigkeit diskriminierten, seien überall zu finden, "auch bei uns in Ägypten", fügte Hilmi hinzu.

Ebenso erleichtert zeigten sich Muslime in Deutschland. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Ayyub Axel Köhler, lobte vor allem die Arbeit der Ermittler und des Gerichts. "Wir sind stolz auf unser Rechtssystem und unsere unabhängige Justiz", sagte Köhler. Das Urteil sei sehr sorgfältig und abwägend gefällt worden. "Wir müssen jetzt hoffen, dass sich so etwas nicht wiederholt."

Die Politik forderte er auf, mehr gegen Islamfeindlichkeit zu unternehmen. "Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Islamfeindlichkeit sind eine Schande für eine Kulturnation wie die Deutschen", sagte Köhler. Auch die Türkische Gemeinde in Deutschland zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), wertete den Richterspruch als ein klares Zeichen für die arabische Welt und für Muslime in Deutschland.

Das Landgericht Dresden hatte gegen den 28-jährigen Alex W. eine lebenslange Haftstrafe verhängt. Das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine Freilassung nach 15 Jahren Haft praktisch ausgeschlossen.

Der Prozess endete am Mittwoch nach einer gut zweistündigen Urteilsverkündung. Unmittelbar nach dem Urteilsspruch musste W. zurück in die Justizvollzugsanstalt. Die Kammer hatte zuvor in einer ausführlichen Begründung dargelegt, warum sie den 28-Jährigen für voll schuldfähig und eine besondere Schwere der Schuld für gegeben hält. W. hatte die 31 Jahre alte Ägypterin im Juli während einer Gerichtsverhandlung mit einem Messer angegriffen und ermordet.

Der Rechtsanwalt des Witwers, Heiko Lesch, äußerte sich eher neutral. "Das Urteil bringt uns die geliebte Frau von Herrn Okaz und Mutter des kleinen Mustafa nicht wieder", sagte er. "Ich bin aber froh, dass der Täter seiner gerechten Strafe zugeführt wird." Sein Mandant wolle sich nicht äußern. Der 32-jährige Witwer war bei der Gewalttat am 1. Juli von Alex W. auch lebensgefährlich verletzt worden, weil er seine Frau schützen wollte. Er hatte das Urteil gefasst aufgenommen.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa

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