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Straßenschlachten in Pakistan: Mindestens 15 Tote bei Unruhen wegen Anti-Islam-Film

Ein Internet-Film versetzt die Welt weiterhin in Aufruhr: In Pakistan sind am Freitag Menschen bei gewalttätigen Protesten ums Leben gekommen. Die USA versuchen es mit einer Geste der Versöhnung. Lesen Sie die aktuellen Ereignisse im Ticker.

17:14: Weitere Tote in Pakistan: Mindestens 15 Menschen kamen bei den Protesten in Pakistan ums Leben. Mehr als 160 Menschen wurden bei Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten verletzt. Allein zwölf Todesopfer gab es nach Krankenhausangaben in der südlichen Hafenstadt Karachi. Drei weitere Menschen wurden in der nordwestlichen Stadt Peshawar getötet, wie der Polizeibeamte Bashir Khan mitteilte.

14:20: Absperrung durchbrochen: In der Hauptstadt Islamabad durchbrachen nach Medienberichten Hunderte aufgebrachte Muslime mehrere Absperrungen rund um das Regierungsviertel. In dem Bereich liegen in einem zusätzlich gesicherten Areal auch westliche Botschaften. Zahlreiche Polizisten und Demonstranten seien verletzt worden. Innenminister Rehman Mailk erklärte, die Armee stünde zum Eingreifen bereit.
Auch in der ostpakistanischen Stadt Lahore lieferten sich Hunderte Demonstranten Straßenschlachten mit Sicherheitskräften. Politische und religiöse Gruppen haben in ganz Pakistan zu Protesten gegen den islamfeindlichen Mohammed-Film nach den Freitagsgebeten aufgerufen.

12:45 Uhr: Polizei riegelt Islamabad aus Angst vor Unruhen ab: Aus Angst vor befürchteten Unruhen wegen des islamfeindlichen Schmähvideos will die Polizei die pakistanische Hauptstadt Islamabad abriegeln. Die Verkehrspolizei werde die Einfallstraßen in die Stadt nach den Freitagsgebeten sperren, berichtete der staatliche Sender Radio Pakistan auf seiner Homepage.

12:15 Uhr: Tunesiens Innenministerium verbietet Demonstrationen am Freitag: Das Innenministerium in Tunesien hat für Freitag sämtliche Demonstrationen verboten, die sich gegen den islamfeindlichen Film „Die Unschuld der Muslime“, aber auch gegen die jüngst in Frankreich veröffentlichten Mohammed-Karikaturen richten könnten. Bei Zuwiderhandlungen werde die Polizei konsequent eingreifen, warnte das Innenministerium schon am Donnerstag. Notfalls könnten die Sicherheitskräfte auch von Waffengewalt Gebrauch gemacht.

Dem Ministerium lägen Informationen vor, wonach bei den Demonstrationen Gewalt und Plünderungen drohen könnten, hieß es am Donnerstagabend zur Begründung.

Video: Wütende Proteste gegen Mohammed-Film in Pakistan

12:00 Uhr: Während in zahlreichen muslimischen Ländern teilweise gewaltsam gegen das Mohammed-Video demonstriert wird, ist die USA um Deeskalation bemüht. In Pakistan laufe auf sieben Fernsehsendern ein Spot, in dem sich Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton von dem Video distanzierten, sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums am Donnerstag (Ortszeit) in Washington.
In dem kurzen und mit Urdu-Untertiteln versehenen Beitrag sagt Obama, die Vereinigten Staaten seien ein Land, das seit seiner Gründung alle Glaubensrichtungen akzeptiere. Clinton betont, dass die USA mit dem islamfeindlichen Video nichts zu tun haben. Nach Angaben der Sprecherin können die sieben Sender, auf denen der Spot ausgestrahlt wird, theoretisch 90 Millionen Pakistaner erreichen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd hat der Film 70.000 Dollar (54.000 Euro) gekostet.

Video: Satireblatt druckt Mohammed-Karikatur

Am Donnerstag hatte das Weiße Haus den tödlichen Anschlag auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi in der Vorwoche erstmals als Terrorismus bezeichnet. Es sei offensichtlich, dass die Tötung des amerikanischen Botschafters Chris Stevens bei antiamerikanischen Protesten auf das Konto von Terroristen gehe, sagte Regierungssprecher Jay Carney.

Lesen Sie hier, worum ist in dem umstrittenen Video geht.

Bildergalerie: Auch in Deutschland wird um den Mohammed-Film debattiert

11:45 Uhr Mitarbeiter von pakistanischem Fernsehsender bei Protesten getötet: Bei Protesten gegen einen anti-islamischen Film in der pakistanischen Stadt Peshawar ist der Fahrer eines Fernsehjournalisten nach dessen Angaben durch Polizeikugeln getötet worden. Die Beamten hätten auf die Demonstranten geschossen, weil diese ein Kino in Brand gesteckt hätten, berichtete der Reporter Kashif Mahmood am Freitag. Er habe mit seinem Fahrer im Wagen gesessen, um von den Protesten zu berichten, als die Polizei das Feuer eröffnet habe, sagte Mahmood. Drei Kugeln hätten das Fahrzeug getroffen, von denen eine den Fahrer Mohammad Amir lebensgefährlich verletzt habe. Amir starb später im Krankenhaus.

Der Sender ARY zeigte Aufnahmen, wie Ärzte im Krankenhaus versuchten, Amir zu retten. Zu sehen waren auch Bilder der durch mehrere Schüsse zerstörten Windschutzscheibe. Die Polizei konnte nicht für eine Stellungnahme erreicht werden.

11:00 Uhr: Iran wirft Westen Doppelmoral vor: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat dem Westen nach der Veröffentlichung des Mohammed-Schmähvideos Doppelmoral vorgeworfen. Der Westen erlaube diese Beleidigung, doch der Holocaust dagegen dürfe nicht hinterfragt werden, sagte Ahmadinedschad am Freitag in Teheran. „Der Westen behauptet, es sei Teil der Meinungsfreiheit, den Propheten Mohammed zu beleidigen. Aber warum unterdrücken sie dann wegen einer einfachen historischen Frage Geschichtsforscher und bedrohen eine ganze Nation deswegen?“, fragte er. Ahmadinedschad hat in der Vergangenheit mehrmals den Holocaust in Frage gestellt. Der Iran macht Israel für das Mohammed-Video verantwortlich. Israel versuche, religiöse Konflikte anzustacheln, um den eigenen Zerfall zu verhindern, so Ahmadinedschad.

Deutscher Imam wendet sich gegen Gewalt.

10:30 Uhr: Imam wendet sich gegen Gewalt - Der Imam der Hamburger Centrum Moschee ruft Muslime in seiner Freitagspredigt zu einem gelassenem Umgang im Umgang mit dem umstrittenen Mohammed-Film auf. „Wir wollen das Video ignorieren, denn es zeigt nur die innere Welt der Menschen, die es gemacht haben“, sagte Imam Ramazan Ucar am Freitag. Zu gewaltsamen Protesten in einigen islamischen Ländern sagte er: „Diese Menschen gießen nur Benzin ins Feuer, wir sind gegen jede Form von Gewalt.“ Seine sunnitisch-türkische Gemeinde lehne Proteste ab, weil sie dem Video nur zu mehr Aufmerksamkeit verhelfe.

„Ich spreche den Amerikanern mein Beileid für die in Libyen getöteten Diplomaten aus“, sagte Ucar. US-Botschafter Chris Stevens, drei seiner Mitarbeiter und libysche Sicherheitskräfte waren am 11. September, dem Jahrestag der Terroranschläge in den USA, bei einem Angriff getötet worden. Ucar wollte seine Predigt am Freitagmittag vor etwa 1.000 Muslimen halten.

Bildergalerie: Die Debatte um das Mohammed-Video in Deutschland

10:15 Uhr: Friedlicher Protest in Malaysia - Mehrere tausend Menschen haben am Freitag im muslimischen Malaysia friedlich gegen das islamfeindliche Mohammed-Video protestiert. Regierungschef Najib Razak bezeichnete das Video als „tief verletzend“, rief seine Landsleute aber auf, Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass die Proteste nicht in Gewalt ausarten. „Mehr als je zuvor muss jeder von uns dazu beitragen, dass wir uns alle um mehr Respekt, Toleranz und gegenseitiges Verständnis bemühen, um in Harmonie leben zu können“, sagte er.

Video: Alarmstufe Gelb

Nach Polizeischätzungen waren etwa 5000 Menschen vor der US-Botschaft und einer nahe gelegenen Moschee aufgezogen. Die Botschaft war in Erwartung der Proteste am Morgen geschlossen worden.
In Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt, war die Polizei nach tagelangen Protestaktionen mit Wasserwerfern vor der US-Botschaft aufgefahren. Dort sammelten sich aber nur wenige Dutzend Demonstranten, berichteten Beobachter.

Vor der US-Botschaft in Bangkok kamen neun Studenten zu einem friedlichen Protest zusammen.

Video: Gericht weist Klagen gegen Mohammed-Film ab

9:55 Uhr: Kinos bei Protesten gegen Anti-Islam-Film in Peshawar angezündet - Bei Protesten gegen einen antiislamischen Film aus den USA haben Demonstranten in der pakistanischen Stadt Peshawar zwei Kinos in Brand gesteckt. Ein Demonstrant sei durch den Schuss eines Wachmanns vor einem der Kinos verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Wachmann versuchte demnach vergeblich, die aufgebrachte Menge von den Kinos fernzuhalten.

Die Zufahrtsstraßen zum US-Konsulat in Peshawar sowie zu den Büros westlicher Hilfsorganisationen und anderen potentiell gefährdeten Gebäuden blockierten die Behörden mit Schiffscontainern. Um die Gewalt einzudämmen, wurden zudem in mehreren pakistanischen Großstädten die Handynetze abgeschaltet. In Rawalpindi nahe der Hauptstadt Islamabad gab es dennoch Ausschreitungen. Etwa 150 Demonstranten bewarfen Autos und Polizisten mit Steinen und steckten einen Verkaufsstand in Brand, wie die Polizei mitteilte.

(AFP/dapd/dpa)

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