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Politik: Strategisch wichtig

Je länger der Bombenfeldzug in Afghanistan dauerte, desto öfter mussten sich die amerikanischen Militärs ungeduldige Fragen über Fortschritte gefallen lassen. Der Einmarsch der Nordallianz in Masar-i-Scharif ist der erste große Durchbruch, den die Amerikaner sich auf die Fahnen schreiben können.

Je länger der Bombenfeldzug in Afghanistan dauerte, desto öfter mussten sich die amerikanischen Militärs ungeduldige Fragen über Fortschritte gefallen lassen. Der Einmarsch der Nordallianz in Masar-i-Scharif ist der erste große Durchbruch, den die Amerikaner sich auf die Fahnen schreiben können. Denn ohne die massive Unterstützung durch US-Bomben hätte die Allianz aus zahlreichen aus dem antisowjetischen Kampf übrig gebliebenen Rebellentruppen den Vormarsch nie geschafft.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Themenschwerpunkte: Krieg - Afghanistan - Bin Laden - Islam - Fahndung - Bio-Terrorismus Fotostrecke: Der Krieg in Afghanistan Für die Amerikaner ist die Einnahme der größten Stadt im Norden Afghanistans strategisch von größter Bedeutung. Sie haben in den nördlichen Nachbarstaaten Afghanistans, in Usbekistan und Tadschikistan, Brückenköpfe eingerichtet, um von dort aus nach Afghanistan vorzudringen. "Masar-i-Scharif ist der Schlüssel zur Öffnung der Nachschublinien", sagte der pensionierte US-Armeegeneral David Grange im US-Fernsehen. "Wenn man die Stadt hat, kann man den Einsatz innerhalb des Landes vorantreiben." Zu einer etwaigen Landoffensive äußern sich die Amerikaner öffentlich nicht. Dass die Einnahme von Masar-i-Scharif auf der Wunschliste der Amerikaner ganz oben stand, bestätigte der Oberbefehlshaber des Afghanistan-Einsatzes, Tommy Franks, noch am Donnerstag. Dass auf diesem Weg auch die Rebellen viel schneller und massiver unterstützt werden können, blieb ungesagt.

Mehrere Einheiten der Nordallianz halten die Stellung außerhalb von Kabul, waren aber bislang durch Taliban-Frontlinien von den Kameraden im Norden abgeschnitten. Die Zusammenarbeit der Amerikaner mit der politisch unzuverlässigen und äußerst heterogenen Nordallianz wurde in Washington wochenlang heruntergespielt. Jeder habe seine eigenen Kampfziele, sagte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld des öfteren. Wenn diese zufällig übereinstimmten, "um so besser". In den vergangenen acht Wochen wurde aber klar, dass die Taliban allein durch die US-Bomben nicht aus ihren Kommandozentralen und Bunkern zu verjagen sind. Die Landeskenntnis der Nordallianz und ihre Entschlossenheit, die Einheite der Taliban in dem schwierigen Terrain direkt zu konfrontieren, wurde für den Feldzug der Amerikaner immer unentbehrlicher.

Christiane Oelrich

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