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Politik: Streit um Irak Grund für UN-Schießerei im Kosovo?

Diplomaten setzen nun auf schnelleres Engagement der EU

Kosvoska Mitrovica. Nach dem Tod von drei Polizisten der UN-Mission für das Kosovo (Unmik) steht das Motiv für die von einem jordanischen Beamten angezettelte Schießerei nicht fest. Berichte, wonach ein Disput über den Irakkrieg zwischen US-Polizisten und jordanischen Sicherheitsbeamten der Auslöser für den Schusswechsel am Samstag war, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, wollte der deutsche Leiter der 3500 Mann starken Polizeimission, Stefan Feller, nicht bestätigen. Zugleich lehnte Feller Konsequenzen für die Strategie der UN in dem nach Ende des Nato-Krieges gegen Jugoslawien 1999 eingerichteten Protektorat ab.

Trotz bestehender Spannungen zwischen amerikanischen und jordanischen Polizisten in anderen Teilen der völkerrechtlich zu Serbien-Montenegro gehörenden Provinz gehen Beobachter nicht davon aus, dass dies der Grund für den Vorfall auf dem von der Unmik unterhaltenen Gefängnisgelände von Mitrovica war. So sind die 21 in den Schusswechsel geratenen US-Beamten erst seit zehn Tagen im Kosovo tätig. Der 29-jährige jordanische Beamte, der das Feuer nach Augenzeugenberichten mit einem Maschinengewehr eröffnete, kam Ende März ins Land.

In diplomatischen Kreisen in Pristina wird nun mit einer beschleunigten Übernahme von Verantwortung durch die Europäische Union gerechnet. „Das ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker von Unmik“, sagte ein europäischer Diplomat, der namentlich nicht genannt werden wollte. Unmik-Chef Harri Holkeri wollte am Sonntag vorzeitig von einem Aufenthalt in Finnland zurückkehren, um die verwundeten Beamten in Kosovska Mitrovica zu besuchen. Zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr.

Der finnische Ex-Premierminister war bereits nach den antiserbischen Ausschreitungen vor vier Wochen kritisiert worden, weil die internationale Polizei in vielen Orten des Landes die Kontrolle verloren hatte. Der Chefaußenpolitiker der EU, Javier Solana, hatte beim EU-Gipfel im irischen Tullamore noch am Freitag eine Debatte über die von der Bevölkerungsmehrheit geforderte Unabhängigkeit des Kosovo mit der Begründung abgelehnt, dass erst die Durchsetzung demokratischer und menschenrechtlicher Standards garantiert sein müsse.

Markus Bickel

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