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Yongbyon

© dpa

Streit um Nuklear-Programm: Nordkorea setzt Atom-Kontrolleure vor die Tür

Der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm spitzt sich wieder zu: Weil die USA das kommunistische Land nicht von der Liste der "Schurkenstaaten" streichen wollen, nimmt Nordkorea die umstrittene Anlage Yongbyon wieder in Betrieb.

Nordkorea hat die vor einem Jahr mühsam ausgehandelte Überwachung seiner Atomanlage in Yongbyon durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) abrupt unterbunden. Von der IAEA angebrachte Siegel und Überwachungstechnik seien aus der Anlage entfernt worden, sagte eine Sprecherin der Atomenergiebehörde am Mittwoch in Wien. Die nordkoreanischen Behörden erklärten demnach, dass in Yongbyon bereits in einer Woche wieder spaltbares Material verwendet werden solle. Die IAEA-Inspektoren, die im Oktober 2007 nach vierjährigen Verhandlungen ihre Arbeit aufnahmen, wurden vor die Tür gesetzt. Die USA und Südkorea äußerten sich besorgt.

Die Regierung des kommunistischen Staates unterrichtete die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Mittwoch auch darüber, dass sie Inspekteuren der IAEA künftig den Zutritt zu der Anlage Yongbyon verweigern werde. Pjöngjang reagiert damit auf die bisherige Weigerung der USA, Nordkorea von seiner Liste der "Schurkenstaaten" zu streichen. Washington macht hierfür zur Bedingung, dass Nordkorea eine umfassende Überwachung seines Atomprogramms mit unangekündigten Kontrollen und Probenentnahmen zulässt. Wenn Nordkorea von der Liste der "Schurkenstaaten" gestrichen würde, würde ihm dies Zugang zu Darlehen internationaler Institutionen und die Auszahlung von US-Finanzhilfen ermöglichen.

Südkorea "tief besorgt"

In der Anlage Yongbyon entsteht beim Aufbereitungsprozess von verbrauchten Uranbrennstäben Plutonium, das von Pjöngjang zurzeit nur zum Bau von weiteren Atomwaffen verwendet werden könnte. Wesentliche Teile seines Atomreaktors hatte Nordkorea im Rahmen seines im Februar 2007 zwischen Nord- und Südkorea, den USA, China, Russland und Japan geschlossenen Abkommens unbrauchbar gemacht. Von ursprünglich 8000 verbrauchten Brennstäben können nach Erkenntnissen Wiener IAEA-Experten noch mindestens 4000 für die Produktion von Plutonium verwendet werden.

Südkorea äußerte sich am Mittwoch besorgt über Nordkoreas Ankündigung, die Wiederaufarbeitungsanlage wieder in Betrieb zu nehmen. Zugleich rief das Außenministerium in Seoul den kommunistischen Nachbarstaat auf, die Arbeiten zur Stilllegung seiner Atomanlagen sobald wie möglich wieder aufzunehmen. Die Regierung sei "tief besorgt" über Nordkoreas Schritte zur Wiederherstellung der Atomeinrichtung, sagte ein Sprecher.

Auch die USA haben Nordkoreas Abkehr von der Zusammenarbeit mit der IAEA kritisiert. "Nordkoreas Handlungen sind sehr enttäuschend", erklärte ein Sprecher von US-Präsident George W. Bush am Mittwoch in Washington. Mit seiner Entscheidung, die Überwachung der Atomanlage Yongbyon durch die IAEA zu unterbinden, werde sich das kommunistische Land nur weiter isolieren, fügte Johndroe hinzu. (jam/AFP/dpa)

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