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Schueler

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Streit um verkürzte Schulzeit: Wie viel Schule braucht ein Abiturient?

In fast allen Bundesländern wurde sie eingeführt, doch die Verkürzung der Schulzeit stößt weiter auf viel Kritik. Die deutsche Wirtschaft warnt nun vor einer Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren.

"Je früher junge Menschen die Erstausbildung hinter sich bringen, desto mehr Möglichkeiten haben sie im Leben", erklärt Ludwig Georg Braun, der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Dazu soll eine verkürzte Schulzeit beitragen. Außerdem ist das Abitur nach zwölf Jahren fast überall in Europa längst Standard.

Braun übt aber Kritik an der Umsetzung der Schulzeitverkürzung an Gymnasien auf acht Jahre. "Unsere Kinder haben jetzt vielfach ganztags Unterricht, aber keine Ganztagsschule", schreibt er in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". Das muss verbessert werden. Ganztagsschulen mit Mittagsverpflegung und professioneller Hausaufgabenbetreuung sind dabei eine gute Lösung, so Braun. In fast allen Bundesländern wurde die Gymnasialzeit um ein Jahr auf acht Jahre verkürzt. Dagegen regt sich heftiger Widerstand, weil vor allem Eltern eine zu starke Belastung der Kinder beklagen. Als Reaktion darauf werden in vielen Ländern die Lehrpläne überarbeitet.

Beckstein: "Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren würde uns isolieren"

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) verteidigt das achtjährige Gymnasium. "Insgesamt betrachtet werden unsere Gymnasiasten nicht überfordert, sondern gefordert", sagte der bayerische Ministerpräsident der Tageszeitung "Die Welt". Dies ist notwendig, "weil jeder weiß, dass man auch im Leben gefordert wird. Eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren würde uns doch isolieren - unsere Jugendlichen kämen dann ein Jahr später als ihre Altersgenossen im Ausland auf den Arbeitsmarkt oder in die Hochschulen", ist Beckstein überzeugt.

Der Ministerpräsident spricht sich aber für Korrekturen an der Reform aus. Er hat bereits eine Arbeitsgruppe im Kultusministerium eingesetzt, die einzelne Lehrpläne dort kürzen soll, wo dies notwendig ist, sagte Beckstein.

Wowereit spricht sich für Ganztagsschulen aus

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) spricht sich ebenfalls für Änderungen aus. Er würde es begrüßen, wenn die Kultusministerkonferenz den Lehrplan entrümpele, sagte Wowereit der "Berliner Zeitung". Neben einer Reduzierung der Unterrichtsstunden plädiert er vor allem für Ganztagsschulen mit Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung. "Wenn die Schüler nach Hause gehen, sollten sie Zeit für andere Dinge haben", sagte Wowereit. Auch für Schüler gebe es Grenzen der Belastbarkeit. (smz/AFP)

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