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Teenager seien besonders empfindlich, wenn es um sexuelle Themen ginge.

© dpa

Studie im Auftrag des Familienministeriums: Vier Bundesländer lehnen Schülerbefragung zu sexuellem Missbrauch ab

Acht- und Neuntklässler sollen bei einer Studie nach ihren sexuellen Erfahrungen und möglichem Missbrauch befragt werden. Vier Bundesländer aber haben pädagogische Bedenken. „Die Fragen könnten Jugendliche belasten“, heißt es aus Bayern.

Eine Studie der Universität Regensburg, in der erforscht werden soll, wie häufig Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht werden, löst Aufruhr aus. Dabei sollen Acht- und Neuntklässler an Schulen in ganz Deutschland nach ihren sexuellen Erfahrungen befragt werden. Die Bildungsministerien in Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen haben allerdings den Schulen in ihren Ländern die Teilnahme verweigert. Bei der Berliner Bildungsverwaltung sei noch kein Antrag auf Zulassung der Studie eingegangen, sagte ein Sprecher.

Aus dem bayerischen Kultusministerium hieß es am Donnerstag, es habe zu große pädagogische Bedenken hinsichtlich der Art der Fragestellungen gegeben. Jugendliche im Alter von 13 bis 16 seien besonders verletzlich und unsicher, was das Thema Sexualität betreffe. „Wir haben die Aufgabe, die Schüler vor unangemessenen Fragen zu schützen, die sie belasten könnten“, sagte eine Sprecherin.

Die Leiterin der Studie, Janina Neutze von der Universität Regensburg, kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Jugendliche werden mit dem Thema Sexualität häufig in den Medien konfrontiert. In diesem Alter sollten auch alle schon Sexualkundeunterricht gehabt haben.“ Gefragt werde etwa, ob die Jugendlichen schon Geschlechtsverkehr gehabt hätten. Wenn das bejaht werde, werde weitergefragt, wie alt die Beteiligten gewesen seien, was genau passiert sei und wie sie sich dabei gefühlt hätten.

Schüler und Eltern müssten ihr Einverständnis für die anonymisierte Teilnahme geben, zudem könnten Schüler jederzeit abbrechen oder Fragen überspringen. Die Befragung gehe einher mit einer Lehrerfortbildung, Psychologen stünden für die Betreuung der Schüler zur Verfügung. Es werde auch auf Beratungsangebote hingewiesen, falls bei Jugendlichen möglicherweise traumatische Erfahrungen wieder hochkommen. In Hamburg hätten bereits rund 700 Schüler an einer Pilotstudie teilgenommen, und die Reaktionen von Schülern und Eltern seien überwiegend positiv gewesen, sagte Neutze.

Die Studie ist Teil des umfangreichen Forschungsprojektes „Mikado“, das aus zwölf Teilstudien besteht und Risiken, Ursachen, Folgen und Häufigkeit sexuellen Kindes- und Jugendmissbrauchs untersuchen soll. Das Projekt wurde vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegeben und ging aus Forderungen des Runden Tisches gegen Kindesmissbrauch hervor, der 2010 infolge der Missbrauchsskandale an Schulen, wie etwa dem Berliner Canisius-Kolleg, einberufen worden war.

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