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Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, stellte am Donnerstag ihren neuen Bericht zur Lage von Zuwanderern und Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland vor.

© dpa

Studie: Langsame Fortschritte bei Integration von Zuwanderern

Es geht voran mit der Integration von Zuwanderern in Deutschland - aber nur im Schneckentempo. Und noch gibt es erschreckend große Unterschiede im Vergleich zur heimischen Bevölkerung.

Bei der Integration von Zuwanderern sieht ein neuer Regierungsbericht Fortschritte - Migranten tun sich aber weiterhin schwerer auf dem Arbeitsmarkt und in der Schule als Einheimische. „Wir können von maßgeblichen Fortschritten im Bereich der Integration sprechen, die in den letzten Jahren erreicht worden sind“, sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), am Donnerstag in Berlin. Die Entwicklung gehe in die richtige Richtung.

Böhmer räumte aber auch ein: „Noch immer sind die Unterschiede zwischen Migranten und Menschen ohne Migrationshintergrund zu groß.“ In Deutschland leben rund 16 Millionen Zuwanderer und ihre Kinder.

Ein Beispiel ist die Schulbildung: Im Jahr 2010 waren dem Bericht zufolge 4,4 Prozent der 18- bis 24-jährigen Migranten ohne Schulabschluss. Damit hat sich die Quote zwar seit dem Jahr 2005 (5,1 Prozent) verringert. Sie ist aber im Vergleich zur Quote von Schülern ohne ausländische Wurzeln (1,6 Prozent) immer noch mehr als doppelt so hoch. Eine Erkenntnis der Wissenschaftler: Es ist nicht die ausländische Herkunft, die über die Entwicklung der Kinder entscheidet, sondern die soziale Herkunft. Zudem sei von großer Bedeutung, ob in einer Familie Deutsch gesprochen werde.

Auch auf dem Arbeitsmarkt gibt es noch große Unterschiede: Unter den 15- bis 65-jährigen Zuwanderern waren im Jahr 2010 fast 12 Prozent erwerbslos - im Vergleich zu rund 18 Prozent im Jahr 2005. Allerdings liegt die Quote bei den Menschen, die nicht zugewandert sind, mit 6,1 Prozent (2010) weiterhin deutlich niedriger. Als erwerbslos gilt, wer weniger als eine Stunde pro Woche arbeitet, aber eine Arbeit sucht. Böhmer erklärte, ein Problem sei, dass im Ausland erworbene Abschlüsse häufig nicht in Deutschland anerkannt würden. Das soll sich ändern: „Das kürzlich verabschiedete Anerkennungsgesetz bringt hier einen entscheidenden Fortschritt“, meinte sie.

Auch das Risiko, arm zu werden, ist bei Zugewanderten ungleich höher als bei Einheimischen. Auch hier gibt es eine leicht positive Entwicklung. Dennoch sehen die Wissenschaftler bei etwa jedem vierten (26,2 Prozent) Zugewanderten ein Risiko zu verarmen. Dagegen wird diese Quote bei den Einheimischen mit 11,7 Prozent angegeben. Als arm gilt, wer ein Nettoeinkommen hat, das weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens zur Verfügung hat.

Erschreckend sind die Zahlen beim Thema Kriminalität: Der Anteil von ausländischen Tatverdächtigen - also von Menschen, die einen ausländischen Pass besitzen - ist höher als unter Einheimischen. Allerdings weisen die Autoren darauf hin, dass die Aussagekraft dieser Zahlen beschränkt sei. Denkbar sei zum Beispiel, dass die Bürger Taten mit ausländischen Verdächtigen häufiger anzeigten oder die Polizei bei solchen Fällen aufmerksamer ist. (dpa)

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