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Studie: Unicef: Deutschland bei Kinderbetreuung nur Mittelmaß

Kinder in Deutschland werden in den ersten Lebensjahren außerhalb ihres Elternhauses nicht ausreichend gefördert. Zu diesem Schluss kommt eine Unicef-Studie über Betreuung in Kindergärten und Kitas.

Von Hans Monath

Danach erreicht Deutschland unter 25 Industrieländern nur einen mittleren Platz. Die Unicef begrüßt die Entwicklung, dass in Industrieländern immer mehr Kinder vor der Schule Betreuungseinrichtungen besuchen, hält aber die Qualität der Angebote für entscheidend und häufig für ungenügend.

Zur Beurteilung des Betreuungsstandards erarbeitete das UN-Hilfswerk zehn Kriterien, nach denen die Länder eingestuft wurden. Getestet wird unter anderem, ob ein Staat ein Jahr Elternzeit bei mindestens 50 Prozent des Einkommens gewährt (was Deutschland tut), ob es einen nationalen Aktionsplan für benachteiligte Kinder gibt (gibt es in Deutschland) oder ob die Kinderarmutsrate in dem jeweiligen Land unter zehn Prozent liegt (Deutschland: 16 Prozent).

Nicht erfüllt werden in der Bundesrepublik fünf von zehn Kriterien. So stehen bislang noch nicht für ein Viertel der unter Dreijährigen Betreuungsplätze zur Verfügung. Auch der Mindestpersonalschlüssel von einem Betreuer für 15 oder weniger Kinder wird verfehlt. Deutschland gibt laut Unicef statt einem nur 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Kindergärten aus. Schließlich werden nicht alle Kinder bislang mit medizinischen Grunddiensten erreicht. Ein Großteil der Kita-Mitarbeiter in Deutschland ist nicht gut genug ausgebildet und verdient dementsprechend auch zu wenig Geld.

„Gute Kindergärten und Krippen können entscheidend zur sozialen, emotionalen, sprachlichen und kognitiven Entwicklung der Kinder beitragen“, sagte der Autor der Studie, Peter Adamson vom Unicef-eigenen Forschungsinstitut. Soziale Benachteiligungen könnten ausgeglichen und eine Basis für das spätere Lernen in der Schule gelegt werden.

Eine ebenfalls von der Unicef vorgestellte Studie der Wissenschaftlerin Katharina Spieß vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ergab zudem, dass Kinder aus benachteiligten Familien seltener Kindertageseinrichtungen besuchen als in anderen Ländern. Gerade diese Kinder seien auf solche Hilfe mehr angewiesen als andere, sagte die Autorin. Sie forderte „massive Anstrengungen“, um die Kinder aus einkommensarmen Familien über spezielle Programme zu erreichen und auch deren Eltern über die Kitas einzubinden. Spieß sprach von Fortschritten der deutschen Familienpolitik bei der frühkindlichen Förderung. So sei es von zentraler Bedeutung, dass der Bund im Rahmen des Krippenausbau-Programms erstmals Finanzmittel zur Verfügung gestellt habe, die allen Kinderbetreuungseinrichtungen zugute kommen. Der deutsche Föderalismus erschwert eine solche Förderung.

Von den 25 Staaten erfüllt nur Schweden alle zehn Kriterien. Auf den Spitzenplätzen folgen Island, Dänemark, Finnland, Frankreich und Norwegen. Die Schlusslichter bilden die USA, Australien, Kanada und Irland.

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