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Studie: Unternehmen setzen auf familienfreundliche Politik

Wenn Unternehmen in Zeiten der Krise vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten stehen, bleibt die Familienfreundlichkeit wohl als Erstes auf der Strecke - könnte man meinen. Eine Unternehmensbefragung zeichnet jedoch ein anderes Bild: Deutsche Unternehmen setzen trotz der Wirtschaftskrise auf eine familienbewusste Personalpolitik.

68 Prozent der vom Allensbacher Institut befragten Unternehmensvertreter erwarten, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie langfristig einen hohen Stellenwert behält, wie Familienministerin Ursula von der Leyen am Mittwoch beim Unternehmenstag „Erfolgsfaktor Familie“ im Haus der deutschen Wirtschaft erklärte. Im Vergleich zum Vorjahr allerdings ist der Anteil der Unternehmen, die sich stark mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie beschäftigen, von 53 auf 41 Prozent gesunken. Dieser Rückgang sei jedoch geringer, als man vor dem Hintergrund der Krise erwartet habe, sagte Renate Köcher, die Geschäftführerin des Allensbach-Instituts.

Familienfreundlichkeit ist deutschen Betrieben vor allem deshalb so wichtig, weil sie sich wirtschaftliche Vorteile davon versprechen: Durch flexible Arbeitszeitmodelle können qualifizierte Beschäftigte im Betrieb gehalten werden; zudem zahlen sie sich auf der Kostenseite aus. Ministerin von der Leyen betonte, dass nach überstandener Konjunkturflaute gerade die Unternehmen profitieren werden, die ihre Fachkräfte an sich binden konnten. Auch DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann wies darauf hin, dass der Fachkräftemangel aufgrund des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland schon bald ein großes Problem darstellen werde. Ein weiteres Thema, das immer bedeutender werde, sei die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf, so Driftmann; dieser Meinung sind auch 54 Prozent aller befragten Unternehmensvertreter.

Die Familienpolitik der letzten Jahre findet der Studie zufolge immer mehr Zustimmung in deutschen Betrieben. Während vor zwei Jahren nur 61 Prozent der Befragten das Elterngeld für gut befanden, sind es heute 84 Prozent. Auch die Zustimmung zur Elternzeit von Vätern ist gestiegen: Gegenwärtig halten es 71 Prozent der Wirtschaftsvertreter für eine gute Sache, wenn Väter ihre Arbeitszeit reduzieren, 66 Prozent stimmen einer Unterbrechung der Berufstätigkeit zu.

Die Studie ergab jedoch auch, dass vor allem in kleineren Unternehmen die Elternteilzeit immer noch negative Auswirkungen auf die Karrierechancen hat. Angesichts des Mangels an Betreuungsangeboten stellt dies viele Arbeitnehmer mit Kinderwunsch immer noch vor Probleme. Von der Leyen sagte, dass der Ausbau der Betreuungsangebote vorankomme; mit einem neuen Programm sollen nun Kommunen Anreize erhalten, mehr Tagesmütter auszubilden und zu beschäftigen. Als weitere Lösungsidee wurden betriebsübergreifende Kitas genannt, die von mehreren kleinen Betrieben unterhalten werden könnten.

Simone Sohl

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