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Politik: Suchauftrag

Die Linkspartei braucht Vorsitzende Und fragt sich: Plant Lafontaine sein Comeback?

Von Matthias Meisner

Berlin - Das „Hotel am Wald“ im thüringischen Elgersburg ist für die Linkspartei ein traditionsreicher Ort. Immer wieder war die idyllisch gelegene Herberge für deren Funktionäre ein Platz, um auch harte Nüsse zu knacken. Das Hotel wurde zu DDR-Zeiten von der SED-Bezirksleitung Suhl verwaltet und ging nach der Wende an die PDS. An diesem Wochenende nun geht die Führung der Linken aus Bund und Ländern dort in Klausur. Danach wird zwar nicht klar sein, wer die Partei von Juni 2012 an führt. Doch die Genossen erwarten Klarheit über die Frage, ob es zum Personal einen Mitgliederentscheid geben wird.

Sicher ist, dass die Linke mit dem Verlauf des Jahres 2011 und seinen sieben Landtagswahlen nicht zufrieden ist. Nicht wenige lasten dafür maßgebliche Mitverantwortung den im Mai 2010 gewählten Vorsitzenden Gesine Lötzsch und Klaus Ernst an. In einer Bilanz, vorgelegt von den Bundesgeschäftsführern Caren Lay und Werner Dreibus, heißt es: „Ein eigenes positives Agenda-Setting ist der Bundespartei 2010/11 nicht gelungen.“ Ohne bundespolitischen Rückenwind könne das Überspringen der Sperrklausel in den allermeisten westdeutschen Bundesländern „kaum gelingen“. Es gebe eine „im Osten tendenziell schmelzende und im Westen noch zu kleine Stammwählerschaft“.

Das ist leicht als Ruf nach einem personellen Aufbruch zu verstehen. Wie er aussehen soll, ist ziemlich unklar. Offiziell gibt es bisher nur zwei Kandidaten für den Vorsitz, neben Lötzsch noch Dietmar Bartsch, Vizefraktionschef und früherer Bundesgeschäftsführer. Im Reformerlager wünschen sich einige eine Kandidatur von Sahra Wagenknecht als Kochefin von Bartsch. „Maximale Erfolgsaussichten“ könne dieses Duo der Partei verschaffen, heißt es dazu. Bloß: Es gibt bisher keine Signale, dass Wagenknecht die Offerte annimmt, zumal ihr Lebensgefährte, Ex-Parteichef Oskar Lafontaine, mit Bartsch über Kreuz liegt. Ernst lässt bisher offen, ob er 2012 noch einmal antritt.

Der linke Parteiflügel ist gegen eine Mitgliederbefragung zum Parteivorsitz. Dafür ist neben Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig- Holstein der Landesvorstand Sachsen-Anhalt. Er meint, das öffentliche Werben der Kandidaten könne zu einem „Gewinn für die Partei insgesamt“ werden – „wenn gegenseitige Verletzungen und persönliche Angriffe unterbleiben“. Das aber scheint seit Donnerstag fraglicher denn je: Die „Junge Welt“ zitierte Bartsch aus einer Diskussionsrunde im Oktober mit den Worten, Politiker der Linken würden sich um Posten streiten wie „die Hartz-Vierer um den Alkohol“. In dem Blatt, quasi Zentralorgan des linken Parteiflügels, wurde Bartsch so zum „Sarrazin des Tages“. Der sieht sich jetzt „wirklich verletzt“. Und beteuert: „Dieses Zitat gibt es von mir so nicht.“

Nach Elgersburg reisen wird auch Lafontaine, Fraktionschef im Saarland. Dass er dort seine Kandidatur als Parteichef ankündigt, ist nicht zu erwarten. Gemunkelt wird aber über ein „Mannheim zwei“ – in Anspielung auf Lafontaines Putsch gegen Rudolf Scharping auf dem SPD-Parteitag 1995. „Es ist eine Option, dass er in letzter Sekunde antritt“, sagt ein linker Spitzenkader.

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