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Politik: Suche im Grenzgebiet

Offiziell will Pakistan nichts davon wissen, dass Osama bin Laden im eigenen Land sein könnte. Noch am Wochenende sagte Präsident Pervez Musharraf, dass bin Laden "aller Wahrscheinlichkeit" nach in Tora Bora ums Leben gekommen sei.

Offiziell will Pakistan nichts davon wissen, dass Osama bin Laden im eigenen Land sein könnte. Noch am Wochenende sagte Präsident Pervez Musharraf, dass bin Laden "aller Wahrscheinlichkeit" nach in Tora Bora ums Leben gekommen sei. "Definitiv" wäre er nicht in Pakistan. Der englischsprachige "Pakistan Observer", ein Blatt mit guten Kontakten zum pakistanischen Geheimdienst, berichtete, bin Laden sei an einer Lungenkrankheit gestorben. Doch falls er noch leben würde, befinde er sich in Afghanistan. Doch zu dieser Feststellung erhebt sich Widerspruch - aus Kabul, aber auch vom pakistanischen Geheimdienst selbst.

Mohammed Habeel, ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums, sagte: "Bin Laden ist in Pakistan. Er wird dort von Maulana Fazalur Rehman versteckt." Rehman, der die Jamiat-ul-Ulama-i-Islam-Partei führt, ist der schärfste Kritiker Musharafs und befindet sich zur Zeit unter Hausarrest. Ein Sprecher seiner Partei sagte dem Tagesspiegel: "Die Afghanen wollen nur ablenken. Wir sind unter 24stündiger Beobachtung, unsere Telefone werden abgehört. Das Grenzgebiet wird minutiös kontrolliert." Rehman wiederholt immer wieder, dass die Juden für den 11. September verantwortlich gewesen seien. Amerika führe einen Krieg gegen den Islam und bin Laden sei unschuldig: "Osama hatte nicht die Ressourcen, so einen Anschlag durchzuführen." Auf die Frage, warum bin Laden die Anschläge in den USA befürworte, sagte Rehman: "Es ist nur menschlich Freude zu zeigen, wenn der Feind getroffen wird."

Trotz öffentlicher Erklärungen ist es nicht abwegig, dass sich Osama bin Laden unter Rehmans Obhut befindet. Ein Dokument des pakistanischen Geheimdienstes vom 16. Dezember bekräftigt diesen Verdacht. "Mit großer Wahrscheinlichkeit ist bin Laden in den Bergen von Koh-e-Mudar" bei Quetta in Balutschistan, heißt es. Die Balutschistan Liberation Army (BLA) kämpft seit Jahren für ein unabhängiges Balutschistan. Sie soll engen Kontakt zu Rehman und zum Al-Qaida-Netzwerk pflegen. In Quetta gab es einige Überfälle der BLA auf pakistanische Garnisonen. Um Unruhe zu vermeiden, hält sich das pakistanische Militär mit Einsätzen aber noch sehr zurück. Die USA aber sollen inzwischen Spezialeinheiten in die Gegend von Quetta und Chaman verlegt haben.

Ashwin Raman

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