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Motlanthe

© dpa

Südafrika: Ein "Brückenbauer" wird neuer Präsident

Mit seiner Wahl zum neuen Staatschef ist sogar die Opposition einverstanden: Der "besonnenste und vernünftigste Politiker" der südafrikanischen Regierungspartei ANC, Kgalema Motlanthe, ist neuer Präsident.

Es war nicht sein Traumjob, denn Kgalema Motlanthe steht nicht gern im Mittelpunkt, sondern vermittelt lieber zwischen den zerstrittenen Lagern seiner Partei. Doch gerade deshalb ist Motlanthe am Donnerstag zu Südafrikas neuem Staatschef gewählt worden. Nachdem Präsident Thabo Mbeki wegen tiefer Streitigkeiten in der Regierungspartei ANC zurückgetreten war, soll Motlanthe bis zur nächsten regulären Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr das Land führen und die gegnerischen Lager im ANC versöhnen. Selbst die Opposition bezeichnet den Vize-Chef des ANC, der früher aktiv gegen die Apartheid kämpfte, als einen der vernünftigsten Politiker seiner Partei.

Nach Mbekis Rücktrittsankündigung war eine Ernennung seines mächtigen Gegenspielers Jacob Zuma zum neuen Präsidenten nicht möglich, da er derzeit keinen Parlamentssitz hat. So wurde Motlanthe am Montag für das höchste Staatsamt nominiert und am Donnerstag vom Parlament gewählt. Der 59-Jährige "werde kein Interims-Präsident", sondern richtiger Staatschef mit allen dazugehörigen Befugnissen, hatte ein Sprecher der ANC-Fraktion vorab versichert. Derzeit gilt aber als ausgemacht, dass ANC-Chef Zuma ihn im Zuge der Präsidentschaftswahl kommendes Jahr ablöst.

Motlanthe ist der "Brückenbauer" seiner Partei

Motlanthe kommt es nun zu, seine Partei aus der schwersten Krise seit Ende des Apartheid-Regimes 1994 zu führen. Er scheint dafür der geeignete Mann zu sein, da er sich bisher aus den parteiinternen Streitigkeiten heraushielt und als besonnener Vermittler gilt. Motlanthe, der seit Dezember vergangenen Jahres Vize-Chef des ANC ist, sei in der Vergangenheit ein "Brückenbauer" zwischen den Anhängern Mbekis und Zumas gewesen, sagt Chris Landsberg, Leiter des Zentrums für politische Studien der Universität von Johannesburg. Trotz der Versuche unterschiedlicher Lager, ihn auf ihre Seite zu ziehen, habe er sich seine Neutralität bewahrt.

Motlanthe will den Streit in seiner Partei nicht eskalieren lassen. Im August kritisierte er die Aussage des Chefs der Jugendliga, Julius Malema, er sei "bereit für Zuma zu töten". "Manche sind sehr wütend und machen dann Aussagen. Das ist aber nicht ANC-Politik", sagte Motlanthe. Der Vize-Parteichef verhalte sich wie ein "Muster an politischer Korrektheit", ätzte die Jugendliga daraufhin.

Elf Jahre Haft für Kampf gegen die Apartheid

Dass Motlanthe sich nicht aus allem heraushält, hat er während der Zeit der Rassentrennung bewiesen. Schon in seiner Jugend schloss er sich dem Anti-Apartheid-Kämpfer Steve Biko an und beteiligte sich in den 70er Jahren am Untergrund-Kampf des ANC gegen die Unterdrückung der Schwarzen. Dafür kam er zunächst ein knappes Jahr, 1977 schließlich für zehn Jahre in Haft. Genau wie die Anti-Apartheid-Ikone Nelson Mandela wurde er auf Robben Island gefangengehalten. In den 90er Jahren war Motlanthe einer der Anführer der Gewerkschaftsbewegung. Zuletzt gehörte er Südafrikas Regierung als ein dem Präsidenten unterstellter Minister an.

An der Spitze des Staates zu stehen, war nicht Motlanthes Ziel. Noch Ende vergangenen Jahres versicherte er, er werde lieber Trainerassistent bei der südafrikanischen Fußball-Nationalelf. "Präsident werden - nein danke", winkte er ab.

Es kam anders. Und mit der Wahl Motlanthes zum Staatschef sind sogar die Regierungsgegner im Parlament einigermaßen zufrieden. Oppositionschefin Helen Zille befand: "Motlanthe ist vielleicht der besonnenste und vernünftigste Politiker im Zuma-Lager."

Charlotte Plantive[AFP]

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