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Viele Einwanderer sind wegen der Übergriffe in Primrose bei Johannesburg in ein Rote-Kreuz-Camp geflüchtet.

© Kim Ludbrook/dpa

Südafrika: Präsident Jacob Zuma verspricht Ende der fremdenfeindlichen Unruhen

Lange haben Regierung und Polizei in Südafrika untätig den Übergriffen auf Einwanderer zugesehen. Nun versprechen sie ein entschlossenes Vorgehen - und nahmen 30 Südafrikaner fest.

Nach wochenlangen Unruhen haben Regierung und Polizei in Südafrika ein entschlosseneres Vorgehen gegen fremdenfeindliche Übergriffe angekündigt. "Wir werden unsere Präsenz in den betroffenen Vierteln erhöhen", sagte
Polizeisprecher Lungelo Dlamani am Samstag in Johannesburg nach der Festnahme von dutzenden Verdächtigen. Präsident Jacob Zuma versprach ein Ende der Gewalt und forderte alle Ausländer auf, Südafrika trotz der jüngsten Ausschreitungen nicht den Rücken zu kehren.

Zuma sagt Reise nach Indonesien ab

Bei den seit Anfang April zunehmenden ausländerfeindlichen Übergriffen gegen die vorwiegend aus Südafrikas Nachbarstaaten stammenden Einwanderer war die Polizei zunächst weitgehend untätig geblieben. Seit Beginn der Unruhen wurden seit Ostern mindestens sechs Menschen getötet und etwa 5000 weitere vertrieben. Eine Organisation berichtete gar von bis zu 15 Todesopfern. Oft soll die Polizei bei den Angriffen tatenlos zugesehen haben. Erst am Samstag starb ein Ausländer bei einem Messerangriff in Alexandra, einem Township nördlich von Johannesburg. In der Nacht zum Samstag wurden nach Angaben von Polizeisprecher Dlamini in der Metropole mehr als 30 Verdächtige festgenommen.

Präsident Zuma besuchte am Sonntag ein Flüchtlingslager in der Nähe von Durban - und überreichte einen Scheck von umgerechnet 3800 Euro
Präsident Zuma besuchte am Sonntag ein Flüchtlingslager in der Nähe von Durban - und überreichte einen Scheck von umgerechnet 3800 Euro

© Elmond Jiyane/dpa

Wegen der Unruhen in seinem Land sagte Zuma eine Reise zum 60. Jahrestag der Blockfreien-Bewegung in Indonesien ab und besuchte stattdessen am Samstag ein Lager vertriebener Immigranten in der östlichen Hafenstadt Durban, in der die Unruhen an Ostern ihren Ausgang genommen hatten. Zuma versprach, er werde sich für ein Ende der Gewalt einsetzen. Er überreichte den Vertriebenen einen Hilfsscheck über 50.000 Rand (3800 Euro) und
versicherte ihnen seine Unterstützung: "Wir als Regierung sagen euch nicht, dass ihr gehen sollt." Dies fordere nur eine "sehr kleine Zahl" von Südafrikanern, betonte Zuma. Ausreisewilligen sagte er, dass es für sie auch weiterhin einen Platz in Südafrika gebe. Die Zuhörer riefen Zuma bei seinem Auftritt "geh nach Hause" zu und warfen dem Staatschef vor, sich zu spät um die Probleme gekümmert zu haben.

Die Nachbarländer protestieren

Als Auslöser der Proteste betrachten viele eine Rede von Zulukönig Goodwill Zwelithini, der Ausländer vergangenen Monat für Südafrikas hohe Kriminalitätsrate verantwortlich gemacht hatte. Diese sollten "ihre Sachen packen und gehen", forderte der traditionelle Führer der Zulu, einer der größten ethnischen Gruppen des Vielvölkerstaates. Viele Einwohner Südafrikas werfen den Immigranten überdies vor, ihnen die Arbeitsplätze wegzunehmen. Nach der Zunahme der Ausschreitungen hatte Zwelithini erklärt, seine Worte seien missverstanden worden.

Die Gewalt gegen Ausländer rief in den Nachbarländern Südafrikas Wut hervor. Dort kam es zu mehreren Protestaktionen. Am Freitag hatte sich auch die UNO besorgt über die Übergriffe geäußert. Bei den bislang schlimmsten fremdenfeindlichen Unruhen in der Geschichte des Landes waren 2008 in den Armenvierteln von Johannesburg 62 Menschen getötet worden. AFP

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