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Morgens um sieben Uhr haben die Wahllokale in Südafrika ihre Türen geöffnet. Es bildeten sich vielerorts lange Schlange von Stimmberechtigten davor.

© dpa

Südafrika: Wahltag am Kap

In Südafrika haben am Mittwochmorgen die Parlamentswahlen begonnen. Erstmals dürfen bei der fünften demokratischen Wahl im Land auch diejenigen teilnehmen, die erst nach dem Ende der Apartheid vor 20 Jahren geboren wurden - immerhin 40 Prozent der Bevölkerung.

Um sieben Uhr morgens öffneten die rund 22 000 Wahllokale im Land die Türen. Vor vielen warteten die Wähler in langen Schlangen, um ihre Stimmen abzugeben. Insgesamt waren in dem Land mit seinen 52 Millionen Einwohnern gut 25 Millionen  Menschen aufgerufen, das neue Parlament und damit auch den Präsidenten des Landes zu wählen. Wahlberechtigt sind erstmal auch diejenigen, die das rassistische Apartheidsystem nicht erlebt haben: die in Südafrika als „Born free“ bezeichnete Generation. Sie macht rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Allerdings hat sich nur etwa ein Drittel der potenziellen Erstwähler auch in die Wählerlisten eintragen lassen.

Nach mehrfachen Ausschreitungen im Wahlkampf waren während der Wahl Polizisten an allen Wahllokalen stationiert. Bis zur Schließung der Wahllokale um 21 Uhr blieb die Lage jedoch friedlich.

Klarer Favorit bei den Wahlen ist der regierende  Afrikanische Nationalkongress (ANC) unter Präsident Jacob Zuma (72), dessen Regierungszeit allerdings von zahlreichen Korruptionsskandalen belastet wurde. Für die  Opposition werden daher im Vergleich zu den Wahlen von 2009 Zugewinne erwartet. Umfragen sagen der Demokratischen Allianz (DA) von Oppositionsführerin Helen Zille (63) bis zu 20 Prozent der Stimmen voraus. Auch der erstmals antretenden radikalen Partei Economic Freedom Fighters unter Führung des ehemaligen Chefs der ANC-Jugend, Julius Malema, werden gute Ergebnisse vorhergesagt. Der ANC dürfte demnach mit prognostizierten 60 Prozent seine absolute Mehrheit verteidigen können, die für Verfassungsänderungen notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit aber verlieren. Der Präsident wird vom Parlament gewählt, Amtsinhaber Zuma ist auch Spitzenkandidat seiner Partei. Vorläufige Ergebnisse werden im Laufe des Donnerstages erwartet, das endgültige Ergebnis wohl nicht vor Freitag.

Zuma wählte  am Morgen an einer Schule in seinem Heimatdorf Nkandla in der Provinz Natal. Nachdem er seine Stimme abgegeben hatte, sagte er wartenden Journalisten: „Die Ergebnisse werden sehr gut sein.“ Zuma lebt polygam, was sein Volksstamm  Zulu akzeptiert. Er vertritt diese Lebensweise auch aktiv gegenüber der nationalen und internationalen Öffentlichkeit. Zurzeit ist er mit vier Frauen verheiratet.

Der ANC regiert - im Bündnis mit dem Gewerkschaftsverband Cosatu und der kommunistischen Partei SACP - Südafrika seit Ende der rassistischen Apartheid-Zeit 1994. Trotz immenser sozialer Probleme, sehr hoher Kriminalität, wuchernder Korruption, staatlicher Misswirtschaft und einer immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich vertraut die Mehrheit vor allem der Schwarzen dem ANC auch heute noch. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der ANC noch immer von seiner ehemaligen Gallionsfigur Nelson Mandela zehrt und dem Glauben vieler Südafrikaner an seine Ideale. Der Nationalheld, der im vergangenen Jahr im Alter von 95 Jahren starb,  kämpfte jahrzehntelang gegen die Apartheidspolitik und wurde 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten von Südafrika gewählt.

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