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Instagram-Konto des syrischen Präsidenten: Bashars Bilderbogen

© Tsp

Syrien: Assad inszeniert auf Instagram eine heile Bilderwelt

Soziale Netzwerke hat der syrische Präsident Baschar al Assad im eigenen Land sicherheitshalber verbieten lassen. Weil trotzdem jeder Syrer online ist, hat seit einigen Wochen auch Assad einen Instagram-Kanal. Der zeigt nichts vom Krieg im Land - aber dafür einen allseits geliebten Posterboy.

1982 muss schön gewesen sein. Baschar al Assad, Sohn des syrischen Präsidenten Hafiz al Assad, ist gerade 19 Jahre und beginnt sein Medizinstudium an der Damaszener Universität. Es gibt dazu ein schönes Foto: Mit grauem Pulli sitzt Assad am Schreibtisch, neben sich Taschenrechner und Kaffeetasse, und brütet über dem Studienbuch. Damit auch das syrische Volk eine Vorstellung vom 19-jährigen Assad bekommt, hat er das Foto jetzt auf seinem Instagram-Profil syrianpresidency hochgeladen. Und in Instagram-typischer Manier mit schönem Farbfilter belegt und den Vordergrund ins Unscharfe verschwinden lassen. 1304 anderen Nutzern gefällt das.

Den Instagram-Account gibt es seit knapp zwei Monaten. Darin gezeigt werden Fotos von Baschar al Assad und seiner Frau Asma. Er besucht verletzte Soldaten im Krankenhaus, sie umarmt verwitwete Mütter. Er spricht vor Delegierten, sie verteilt Geschenke an Kinder oder hilft bei der Essenszubereitung zu Ramadan. Am 19. August, einen Tag vor dem Giftgas-Angriffen nahe Damaskus, präsentiert der Präsidentenkanal voller Stolz ein Foto der diesjährigen Drittplatzierten bei der Internationalen Chemie-Olympiade in Moskau: zwei junge Syrer. Unter dem Bild gratulieren die einen, aber es schimpfen auch die anderen. "Nun wissen wir, wer die Waffen gebaut hat", schreibt einer der Kritiker. Glückwunsch Jungs, sekundiert ein anderer auf Arabisch, so bellen hier nur "die Hunde [Assads]".

Soziale Netzwerke sind in Syrien eigentlich verboten - oder werden nur schwer zugänglich gemacht. Zunächst schöpften viele Intellektuelle und Studenten im Land Hoffnung, als Baschar al Assad zum Amtsantritt im Jahr 2000 eine Öffnung des Landes in Aussicht stellte. Doch die als "Damaszener Frühling" bekannt gewordene Ära hielt nur kurz. Soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube wurden im Land gesperrt, Zugänge waren zuletzt nur über Proxy-Tricksereien möglich. Online waren vor Ausbruch des Krieges jedoch die meisten jungen Syrer. Es galt: Toleriert wird, was nur offiziell nicht sichtbar ist. In den Internetcafés der Hauptstadt wurden die Facebook-Seiten daher stets weggeklickt, sobald ein Neuer das Café betritt.

Umso verwunderlicher ist, dass nun Assad offiziell soziale Kanäle bespielen lässt - und dort auch Schmähungen der Netzgemeinde akzeptieren muss. Neben dem Foto-Dienst Instagram gibt es auch ein - nicht verifiziertes - Twitter-Konto des syrischen Präsidenten und ein Facebook-Profil. Auf Twitter werden vor allem Reden und Interview-Antworten Assads zitiert. Am Tag nach den Giftgasangriffen wird über Kabinettsumbildungen und Gesetzesnovellen berichtet. Auch das Facebook-Profil beschäftigt sich vor allem mit der medialen Öffentlichkeit Assads - und zeigt zum Teil die gleichen Fotos, die auch auf Instagram zu finden sind. Aber anders als bei Instagram haben die Macher der Seite hier die Kontrolle über unliebsame Kommentare. Zu den Ramadan-Fotos von Asma al Assad stehen dann Sätze wie "Gott schütze dich, oh Blume Damaskus'".

Auf Instagram hingegen stehen auch solche Sätze: "Verbrenne an der Seite deines mörderischen Ehemannes." Ohne solche Sätze könnte man den Profilen des Präsidenten nicht ablesen, dass sich Syrien in einem blutigen Bürgerkrieg mit bereits über 100 000 Toten befindet.

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