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Syrische Jungen spielen Fußball im Flüchtlingslager Za'atari in Jordanien.

© Reuters

Syrien: Eine Krise der Kinder

Nahezu die Hälfte der eine Million syrischen Flüchtlinge ist nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef minderjährig. Ein ganze Generation, deren Zukunft ungewiss ist.

2,2 Millionen Kinder und Jugendliche leiden nach Schätzungen des Kinderhilfswerks direkt unter den Auswirkungen des Bürgerkriegs - entweder als Flüchtlinge im Ausland oder in Syrien selbst. „Syrien ist eine Krise der Kinder“, sagte Yoka Brandt, stellvertretende Exekutivdirektorin von Unicef, am Freitag in Berlin. Die psychischen Folgen des Krieges seien sie gravierend. Sie würden zu Zeugen der Gewalt und machten oftmals traumatische Erlebnisse. Jede fünfte Schule in Syrien sei zerstört, hunderttausende Kinder könnten derzeit nicht zur Schule gehen. „Das bedroht ihre Zukunft“, sagte Brandt, denn Bildung sei die Grundlage für ein gutes Leben.

Tagtäglich werden bis zu 15 Kinder im Flüchtlingslager Za’atari in Jordanien geboren, sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. Diese Kinder sind bereits Flüchtlinge, bevor sie selbst auch nur einen Schritt getan haben. Sie erblicken das Licht der Welt in einer provisorischen Zeltstadt in der Wüste, die mittlerweile 100.000 Menschen eine Art Zuhause auf Zeit bietet.

Unicef versucht, den Müttern mit einem „Baby-Kit“ zumindest das Nötigste für den Anfang zu bieten: Windeln, Nahrung und Kleidung für die Kleinen. Für die Kinder im Flüchtlingscamp gibt es 23 Zelte mit Spielzeug, wo die Kinder zur Ruhe kommen können. Schneider weiß, dass das ein schwacher Trost ist. Von den 100.000 Flüchtlingen in Za’atari seien 60 Prozent Kinder, berichtete er. Von den eine Million Menschen, die Syrien verlassen haben, sei nahezu die Hälfte minderjährig. Etwa 1000 Kinder seien allein auf der Flucht, ohne Eltern oder Verwandte.

Unicef schlägt deshalb Alarm. Das Kinderhilfswerk ruft eindringlich zu Spenden für die humanitäre Hilfe in Syrien und den Nachbarländern auf. Der Bürgerkrieg in Syrien geht am 15. März in das dritte Jahr, und die Kosten der humanitären Katastrophe werden immer höher. 150 Millionen Euro benötigt Unicef nach eigenen Angaben für die erste Jahreshälfte. Bisher sei nur ein Fünftel davon finanziert, für Projekte in Jordanien seien es sogar nur zehn Prozent.

Wenn nicht bis Monatsende sieben Millionen Euro zusammen kämen, könnte die Trinkwasserversorgung für das jordanische Flüchtlingslager, aber auch für große syrische Städte wie Aleppo und Homs zusammenbrechen, warnte Ted Chaiban, der die weltweite Nothilfe von Unicef leitet. Dann drohe der Ausbruch von Krankheiten und Seuchen. Bereits jetzt träten vermehrt Krätze und Durchfall auf.

Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) kündigte am Freitag an, seine Möglichkeiten für weitere Gelder zu überprüfen. „Ich glaube, da kriegen wir noch was hin“, sagte Niebel. Die Bundesregierung ist mit 30 Millionen Euro bereits einer der größten Förderer der Unicef-Arbeit in Syrien.

Carolin Henkenberens

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