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Syrien: Hariris Sohn will internationales Tribunal

Nach dem Bericht von UN-Ermittler Mehlis zum Mord an Libanons Ex-Premier Rafik Hariri wächst der Druck auf Syrien.

Beirut/Damaskus - Hariris Sohn Saad fordert ein internationales Gerichtsverfahren gegen die Attentäter. Saad Hariri lobte am Samstag zugleich den am Vortag vorgelegten Bericht des deutschen Staatsanwalts Detlev Mehlis zum Mord an seinem Vater. Unterdessen beriet die libanesische Regierung in einer Sondersitzung über den UN-Bericht. In diesem waren die internationalen Ermittler zu dem Ergebnis gekommen, dass hochrangige syrische Geheimdienstoffiziere und deren Verbündete in Libanon in den Bombenanschlag vom 14. Februar verwickelt gewesen seien.

In einer Fernsehansprache erklärte Saad Hariri, der aus Angst vor Anschlägen in der saudi-arabischen Stadt Dschidda lebt, der Mehlis- Bericht sei ein erster Schritt bei der Suche nach der ganzen Wahrheit. Am Vortag hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan mitgeteilt, er wolle das Mandat der Untersuchungskommission unter Mehlis bis Mitte Dezember verlängern.

Die syrische Regierung wies die Anschuldigungen erneut scharf zurück. Außenminister Faruk al-Schara wandte sich in Damaskus gegen die Annahme der UN-Ermittler, ein Attentat von der Dimension des Hariri-Mordes könne kaum ohne Wissen der damaligen Vormacht Syrien ausgeführt worden sein. Die Anschläge von 11. September in den USA sowie die von London und Madrid seien auch möglich gewesen, obwohl die dortigen Sicherheitsbehörden auf der Hut waren. Es gebe also die Möglichkeit, dass ganz andere Täter hinter dem Hariri-Mord steckten.

Die libanesische Regierung kam anders als üblich ohne den ebenfalls durch den Mehlis-Bericht belasteten Staatspräsidenten Émile Lahoud zusammen. Vor der Sitzung habe es aber «intensive Kontakte» mit Lahoud und der pro-iranischen Schiitenpartei Hisbollah - beide Verbündete Syriens - gegeben, sagte ein Mitarbeiter von Ministerpräsident Fuad Siniora. Den Mehlis-Ermittlungen zufolge soll nur Minuten vor dem Bombenanschlag auf Hariri der Bruder eines Verdächtigen auf dem Handy Lahouds angerufen haben. Der Kommandeur von Lahouds Präsidentengarde, Mustafa Hamdan, zählt zu den Verdächtigen, die im August festgenommen wurden. (tso/dpa)

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