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Syrische Rebellen nach der Einnahme des Kontrollpunkts Anada zwischen Aleppo und der türkischen Grenze.

© afp

Syrien: Rebellen erobern Kontrollposten der Assad-Armee

Regierungstruppen und Aufständische kämpfen weiter verbittert um die syrische Wirtschaftsmetropole Aleppo. Nach schweren Gefechten haben die Rebellen einen strategisch wichtigen Kontrollpunkt in ihre Gewalt gebracht.

Syrische Regierungstruppen haben eine neue Bodenoffensive auf die seit Tagen umkämpfte Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden des Landes gestartet. Staatsmedien berichteten von massiven Angriffen, doch Angaben von Aktivisten am Montag zufolge konnten die Rebellen ihre Stellungen halten.

UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sagte am Sonntag, rund 200 000 Menschen seien in den vergangenen zwei Tagen aus der Millionenstadt in die umliegenden Gebiete geflüchtet. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte unterdessen das Ende der Herrschaft von Staatschef Baschar al Assad voraus.

Die Meldungen über die Lage in Aleppo zeichneten zunächst ein widersprüchliches Bild. Staatlichen Medien zufolge wurde das umkämpfte Viertel Salaheddine, eine Hochburg der Rebellen, von Aufständischen „gesäubert“. Aktivisten in Aleppo erklärten hingegen, die Kämpfe dauerten an, Regierungstruppen seien bislang nicht in das Viertel eingedrungen. Panzer befänden sich im nahe gelegenen Bezirk Hamdanija, Salaheddine selbst sei aber weiterhin in Rebellenhand, sagte der Aktivist Mohammed Said. Die Aufständischen brachten zudem einen Kontrollposten in ihre Gewalt, der ihnen eine Nachschubroute aus der Türkei sichert. Der Posten fiel nach rund zehnstündigem Kampf am Morgen an die Aufständischen, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Der Posten Anadan liegt etwa fünf Kilometer nordwestlich von Aleppo und rund 45 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt.

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Amos warnte derweil unter Berufung auf das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und den Syrisch-Arabischen Roten Halbmond, es sei unklar, wie viele Menschen noch in Gegenden eingeschlossen seien, wo die Kämpfe anhielten. Die Flüchtlinge seien dringend auf Lebensmittel und Trinkwasser angewiesen, sagte die Nothilfebeauftragte.

Amos forderte die Konfliktparteien in Syrien auf, Opfer unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Sie sei „äußerst besorgt über die Folgen von Beschuss und des Einsatzes von Panzern und anderer schwerer Waffen“ nicht nur für die Menschen in Aleppo, sondern auch in der Hauptstadt Damaskus und umliegenden Ortschaften, erklärte sie.

Weitere Offiziere desertieren

US-Verteidigungsminister Leon Panetta sah in der aktuellen Offensive gegen Aleppo den Anfang vom Ende der Regierung von Präsident Assad. Wenn die Angriffe mit Kampfhubschraubern und anderen schweren Waffen auf die eigene Bevölkerung fortgesetzt würden, werde sich dies als „Nagel im Sarg Assads“ erweisen, sagte er am Sonntagabend zum Beginn einer Nahostreise. Bei den bevorstehenden Gesprächen in Tunesien, Ägypten, Israel und Jordanien werde er für einen Konsens darüber werben, dass der syrische Machthaber zurücktreten müsse, sagte Panetta weiter. Er werde auch über die Sicherung der syrischen Chemiewaffen diskutieren.

Israels Verteidigungsminister Ehud Barak sagte unterdessen laut einem Radiobericht, kein Land der Welt würde es „wagen“, Israel mit chemischen Waffen anzugreifen. Die syrische Regierung hatte vergangene Woche mit einem Einsatz chemischer und biologischer Waffen gedroht, sollte das Land von außen angegriffen werden.

Derweil musste die syrische Armee weitere personelle Rückschläge hinnehmen. Laut Angaben aus der Türkei desertierten erneut zwölf Offiziere und flohen in der Nacht zum Montag in die Türkei. Unter ihnen befand sich demnach ein Brigadegeneral, der zuvor als stellvertretender Polizeichef in der Region Latakia im Nordwesten Syriens stationiert war. Damit stieg die Zahl der seit dem Beginn der Proteste gegen Staatschef Assad vor 16 Monaten in die Türkei geflohenen Generäle auf 28. (dapd)

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