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Syrien: Tote bei Anschlag auf Bus in Damaskus

In der syrischen Hauptstadt Damaskus sind mehrere Menschen getötet worden, als ein Bus mit Pilgern aus Iran explodierte. Der syrische Innenminister erklärte, es handele sich um einen Unfall und nicht um einen Terrorakt - doch es gibt Zweifel an dieser Darstellung.

In der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am Donnerstag mindestens drei Menschen getötet worden, als ein Pilgerbus aus dem Iran auf dem Hof einer Tankstelle explodierte - nur 500 Meter von der schiitischen Grabmoschee Sayyida Zaynab entfernt. Krankenhausärzte sagten, die Toten seien der iranische Busfahrer sowie zwei Mitarbeiter der Tankstelle. Die syrische Regierung schloss bereits kurze Zeit später einen Bombenanschlag kategorisch aus. Innenminister Said Sammur erklärte im Staatsfernsehen, es handele sich um einen Unfall und nicht um einen Terrorakt. Die Getöteten hätten versucht, einen Reifen des Busses aufzupumpen. Dabei sei der Reifen geplatzt. Ein Explosivstoff sei in den Vorfall nicht involviert gewesen. Auch seien keine Pilger in der Nähe gewesen. Sicherheitskräfte riegelten das Gebiet umgehend ab, Journalisten wurde der Zugang verwehrt.

Fotos vom Unglücksort zeigen jedoch, dass das Innere des Busses zerstört, der hintere Teil des Fahrzeuges total zerfetzt sowie der Motor ausgebrannt ist. Im weiten Umkreis hätten Trümmer gelegen, berichteten Augenzeugen direkt nach dem Geschehen vom Unglücksort. Zahlreiche Menschen seien verletzt in das nahe gelegene Imam-Chomeini-Krankenhaus gebracht worden. Andere Augenzeugen berichteten Reuters, auf der Straße hätten auch Leichenteile gelegen. Auf Fotos sind zudem zerborstene Fensterscheiben von umliegenden Gebäuden zu sehen. Wie dpa berichtete, verliefen die Aufräumarbeiten am Ort der Explosion anschließend auffallend schnell, so dass bei einigen Beobachtern Zweifel an der offiziellen Version der syrischen Regierung aufkamen. Angesehen davon ist es fraglich, ob ein platzender Reifen allein eine derartige Zerstörung verursachen kann. Ein libanesischer Fernsehsender spekulierte am Nachmittag, möglicherweise sei die Explosion durch eine Gasflasche ausgelöst worden, die im Gepäck eines Pilgers gewesen sein könnte.

Der Schrein von Sayyida Zaynab, der Enkelin des Propheten Mohammed, ist ein Wallfahrtsziel, das in jedem Jahr mehr als zwei Millionen schiitische Muslime anzieht. In dem Viertel um das Heiligtum herum wohnen viele schiitische Flüchtlinge aus dem Irak. Die meisten Pilger, die den Ort besuchen, kommen aus dem Iran. Der explodierte Bus stammte aus der am kaspischen Meer liegenden Stadt Ardabil. Syrien ist der engste Verbündete des Irans in der Region. Am Donnerstag hielt sich zudem der iranische Atom-Unterhändler Said Jalili zu Gesprächen mit Syriens Präsident Baschar al-Assad in Damaskus auf.

Das letzte schwere Bombenattentat ereignete sich in Syrien vor gut einem Jahr. Damals zündete ebenfalls nahe der Grabmoschee von Sayyida Zaynab ein Selbstmordattentäter eine 200-Kilo-Autobombe. 17 Menschen wurden getötet und 63 verletzt, darunter mehrere Kinder. Es war das schwerste Attentat auf syrischem Boden seit den achtziger Jahren, als radikale Muslimbrüder über 150 Menschen ermordeten. Im November 2009 strahlte das syrische Fernsehen dann in einer Abendsendung die "Geständnisse" von elf angeblichen Drahtziehern des Anschlags aus, die alle aus der libanesischen Hafenstadt Tripoli kamen und der radikalen sunnitischen Gruppe Fatah al-Islam angehörten. Sie steht in ihrer religiösen Ideologie Al Qaida nahe und wird von den syrischen Sicherheitsbehörden für weitere Attentate in Syrien verantwortlich gemacht. So hatten im September 2006 sunnitische Extremisten versucht, die amerikanische Botschaft in Damaskus zu stürmen. Drei Angreifer und ein Wachmann kamen uns Leben. Drei Monate später lieferten sie sich vor dem Verteidigungsministerium ein Gefecht mit Soldaten, vier Islamisten und ein syrischer Offizier starben.

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