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Politik: Tallinn: Krawall wegen Denkmalabriss

Moskau - Der Abriss eines russischen Soldatendenkmals in der estnischen Hauptstadt Tallinn in der Nacht zu Freitag hat zu scharfen Protesten aus Russland geführt. In einer am Freitag verabschiedeten Erklärung forderte der russische Senat den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Estland.

Moskau - Der Abriss eines russischen Soldatendenkmals in der estnischen Hauptstadt Tallinn in der Nacht zu Freitag hat zu scharfen Protesten aus Russland geführt. In einer am Freitag verabschiedeten Erklärung forderte der russische Senat den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Estland. Das Unterhaus sprach sich für Wirtschaftssanktionen gegen die Ostsee-Republik aus.

Am Vortag war in der estnischen Hauptstadt Tallinn der „bronzene Soldat“ abgebaut worden. Bereits die Ankündigung des Abbaus des Soldatendenkmals der Roten Armee hatte am Donnerstag schwere Proteste in Tallinn ausgelöst. Dabei wurden im Zentrum Schaufenster und Autos demoliert. Bei den Krawallen wurde ein Demonstrant getötet und mehr als 50 Menschen verletzt. Mehr als 300 Menschen wurden festgenommen. Die nächtlichen Ausschreitungen waren die schwersten in Estland seit der Unabhängigkeit 1991.

Das umstrittene Monument besteht aus einer gut zwei Meter großen Bronzestatue und einem Gräberfeld. Das estnische Parlament hatte bereits im Februar beschlossen, die am Fuße des Denkmals begrabenen Soldaten auf einen Militärfriedhof am Stadtrand umzubetten. Die Regierung ließ das Denkmal vorerst an einen geheimen Ort bringen. Gegen diese Demontage hatte vor allem der russische Teil der estnischen Bevölkerung protestiert: Etwa ein Drittel der Einwohner sind Russen, die sich durch kürzlich erlassene neue Sprachgesetze in Estland diskriminiert fühlen.

Außenminister Sergej Lawrow kündigte am Freitag in Oslo an, Russland werde mit ernsten Schritten auf den inhumanen Akt der estnischen Regierung reagieren. Der Minister fügte hinzu: „Die estnische Regierung hat auf diese Gräber gespuckt.“ Ein Sprecher Lawrows bezeichnete die Entfernung des Denkmales als „blasphemisch“ und „unmenschlich“.

Das Denkmal ist allen Sowjetsoldaten gewidmet, die Estland 1944 vom deutschen Faschismus befreiten. Die Mehrheit der Bevölkerung sieht in den Rotarmisten jedoch keine Befreier, sondern Okkupanten: Stalin hatte Estland und die Nachbarrepubliken Lettland und Litauen 1940 besetzt und der Sowjetunion angegliedert. Tausende Esten wurden nach Sibirien deportiert.

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