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Auf Sekt folgt Selters. Seit seiner Ernennung geht Kanzlerkandidat Steinbrück auch auf seine linken Kritiker in der SPD zu. Foto: Marcus Brandt/dpa

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Team Steinbrück: Die Hoffnung der CDU

SPD-Kandidat Steinbrück stellt sein Team vor – Regierungsvertreter freuen sich schon.

Von Hans Monath

Berlin - Seit der überraschenden Ausrufung des SPD-Kanzlerkandidaten hoffen manche in der schwarz-gelben Koalition darauf, dass das forsche Temperament Peer Steinbrücks und sein schwieriges Verhältnis zur eigenen Partei den Wahlkampf der Sozialdemokraten aus dem Tritt bringen werden. „Er fühlt sich doch in der eigenen Partei umgeben von Idioten“, schwärmte ein Regierungsvertreter dieser Tage und entwarf genüßlich Szenarien, in denen radikale Forderungen der SPD-Linken den Kandidaten reizen: „Dann wird er ausrasten, dann geht er durch die Decke.“

Anders als in früheren Jahren bemüht sich Steinbrück seit der Entscheidung Ende September aber nun darum, seine Kritiker in der SPD einzubinden und sich ihren Wünschen offen zu zeigen. Umgekehrt versprechen führende Parteilinke dem Kandidaten öffentlich Unterstützung und machen ihn auch hinter vorgehaltener Hand nicht mehr schlecht. Trotzdem sind viele in der SPD nun erleichtert, dass Steinbrück sein Organisationsteam für den Wahlkampf installiert hat. Es galt als ein Problem des Ex-Finanzministers nach Ende seiner Amtszeit, dass ihm ein Apparat fehlte und ihm deshalb, anders als zuvor, vertraute Mitarbeiter fehlten, die auch einmal widersprachen.

Die wichtigsten hauptamtlichen Mitglieder des Teams sind der bisherige Staatssekretär im sachsen-anhaltinischen Finanzministerium Heiko Geue (47) und Berlins früherer Senatssprecher Michael Donnermeyer (52). Zum Beraterteam, das sich diese Woche zum erstenmal zu einer Klausur traf, gehören neben führenden Mitarbeitern des Willy-Brandt-Hauses der Thüringer Wirtschaftsminister Matthias Machnig (52) und Steinbrücks Freund, der Unternehmensberater Hans- Roland Fässler (63). Andrea Nahles (42) führt als Generalsekretärin laut Statut den Wahlkampf, hat aber angekündigt, sich im Konfliktfall dem Kandidaten zu beugen. Steinbrück hat keine Frau von außen ins Team geholt, die ihm raten könnte, wie er die Vorbehalte jüngerer Frauen gegen sich ausräumt, die Demoskopen in Umfragen gemessen haben.

Vor allem Geue trauen in der SPD viele zu, dass er allzu scharfe Kanten seines Chefs abschleifen kann, er gilt als erfolgreicher Vermittler zwischen unterschiedlichen Positionen. Vor allem hat der promovierte Volkswirt schon in Krisenzeiten mit Steinbrück gut kooperiert, er leitete von 2005 bis 2009 dessen Stab im Bundesfinanzministerium. Zuvor war er persönlicher Referent von Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier und schrieb am Entwurf der Agenda 2010 mit. Während Steinbrück und Steinmeier die Schröder-Reformen als Basis für Deutschlands gute wirtschaftliche Position feiern, hadern weite Teile der SPD noch immer mit diesem Erbe.

Machnig war Chef-Koordinator des erfolgreichen SPD-Wahlkampf von 1998 und in den vergangenen Jahren einer der Ideengeber von Parteichef Sigmar Gabriel. Auch Donnermeyer war beim Wahlsieg gegen Helmut Kohl schon dabei, als als SPD-Sprecher. Von 2001 bis 2007 war er Sprecher des Berliner Senats. Zuletzt leitete er als Geschäftsführer einen Lobbyverband großer Energiekonzerne, die sich für die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid einsetzen.

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