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Politik: Telefonate unter Freunden

Stuttgart - Sie geben sich die Hand, Walter Döring und Corinna Werwigk- Hertneck. Freundschaftlich wirkt die kurze Geste, fast wie früher, als Döring noch Wirtschaftsminister und seine Parteifreundin Justizministerin von Baden- Württemberg war.

Stuttgart - Sie geben sich die Hand, Walter Döring und Corinna Werwigk- Hertneck. Freundschaftlich wirkt die kurze Geste, fast wie früher, als Döring noch Wirtschaftsminister und seine Parteifreundin Justizministerin von Baden- Württemberg war. Damals haben sich die beiden FDP-Politiker oft gesehen, in den Gremien, auf Gartenfesten, haben viel telefoniert. Vielleicht ein paar Mal zu viel: Im Juni und Juli 2004, als Werwigk-Hertneck noch Herrin über die Richter und Staatsanwälte war, soll sie ihrem Parteifreund Details aus Ermittlungsverfahren gegen ihn verraten haben. Sie hat dann im Juli 2004 wegen der Vorwürfe, die sie bis heute vehement bestreitet, ihr Amt aufgegeben. Seitdem gehen sich die einstigen Minister aus dem Weg, wo es eben geht.

An diesem Tag geht es nicht. Stuttgart, Landgericht, Saal 18, 5. Strafkammer. Werwigk-Hertneck sitzt wegen Verrats von Dienstgeheimnissen auf der Anklagebank. Döring, der vermeintlich zu Unrecht Informierte, tritt als Zeuge auf. Am 17. Juni 2004, einen Tag bevor Döring nach einer Durchsuchung in seinem Ministerium den Rücktritt von allen politischen Ämtern ankündigte, hatte die Justizministerin frühmorgens ihren in Bedrängnis geratenen Parteifreund angerufen. Gegen Döring liefen zu diesem Zeitpunkt bereits zwei – mittlerweile eingestellte – Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit der Finanzierung einer für ihn schmeichelhaften Umfrage. Minutenlang redeten die beiden – was genau, sagt Döring, könne er im Detail nicht mehr sagen. „Das ist nicht gut“, an diese Aussage will sich der 52-Jährige noch erinnern. Die Aussagen der Parteifreundin seien aber so „gravierend“ gewesen, dass er den damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel (CDU) sogar auf dem Katholikentag angerufen und mit der Frage konfrontiert habe: „Muss ich zurücktreten?“

Teufel verneinte. Anderntags rief Döring erneut an. Diesmal kündigte er den Rücktritt an. Denn am Morgen des 18. Juni 2004 waren die Staatsanwälte im Wirtschaftsministerium. Dort fanden sie bei Dörings Büroleiterin Margot Haussmann, der Frau von Ex-Bundeswirtschaftsminister Helmut Haussmann, Unterlagen zur Finanzierung der umstrittenen Umfrage. Die standen im Widerspruch zu Aussagen Dörings vor einem Untersuchungsausschuss und führten zu einem neuen Ermittlungsverfahren. Auch über dieses will der Ex-FDP-Bundesvize vorab von Werwigk-Hertneck informiert worden sein. Im Dezember 2005 akzeptierte Döring einen Strafbefehl über neun Monate auf Bewährung wegen uneidlicher Falschaussage vor dem Ausschuss. Werwigk-Hertneck, die inzwischen wieder als Rechtsanwältin arbeitet, kämpft dagegen um ihre Rehabilitation. „Wir wissen nicht viel in diesem Verfahren, zumindest bisher“, stöhnte der Vorsitzende Richter während Dörings Befragung.

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