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Terror: Alle vier Rucksackbomber gefasst

Nur acht Tage nach der zweiten Anschlagserie in London sind alle vier Rucksackbomber gestellt. Die Antiterroreinheiten griffen in der britischen Hauptstadt und in Rom zu. (29.07.2005, 20:52 Uhr)

London/Rom - Eine Spezialeinheit von Scotland Yard nahm am Freitag zwei der mutmaßlichen Täter in London fest. Dies bestätigte Antiterror-Chef Peter Clarke am Abend bei einer Pressekonferenz. Der Fernsehsender ITV zeigte am Abend exklusive Amateuraufnahmen von der Festnahme. In Rom ging den Fahndern nach Angaben des italienischen Innenministers Giuseppe Pisanu der letzte noch flüchtige mutmaßliche Rucksackbomber ins Netz.

Die Spur des vierten Attentäters führte über Paris und Mailand nach Rom. Bereits seit Tagen sei der Somalier Osman Hussein (27) beschattet worden. Italienische Spezialfahnder hätten ihn gestellt, als er versucht habe, bei einem Bruder am Stadtrand von Rom unterzukommen, sagte Pisanu. Auch der Bruder sei festgenommen worden.

Bei der Fahndung nach den Attentätern vom 21. Juli nahm die Polizei in London unter dramatischen Umständen bei mehreren gleichzeitigen «sehr wichtigen» Operationen im Westen der britischen Metropole nach eigenen Angaben insgesamt drei Verdächtige fest. Zwei von ihnen waren mutmaßliche Terroristen, die Mitte Juli dabei gescheitert waren, ihre Bomben in drei U-Bahnen und einem Bus zu zünden. Es handelt sich nach den Angaben um Muktar Said Ibrahim und Ramsi Mohammed.

Mit Maschinenpistolen, Gasmasken und kugelsicheren Westen ausgerüstete Polizisten hatten unter anderem einen Wohnblock im Stadtteil Notting Hill abgeriegelt und eine Wohnung umstellt. Es waren mehrere Explosionen und Schüsse zu hören. Im Fernsehen waren Stimmen von Polizisten zu hören, die in die umstellte Wohnung riefen: «Muhammad, komm' aus der Wohnung.» Muktar Said Ibrahim wird auch Muktar Muhammad Said genannt. Der 27-Jährige kam als junger Mann aus Eritrea nach Großbritannien.

Am Mittwoch war als erster der mutmaßlichen Attentäter Yasin Hassan Amar (24) in Birmingham überwältigt worden. Der gebürtige Somalier lebte seit vielen Jahren legal auf der britischen Insel.

Unterdessen wies Scotland Yard Berichte über die Festnahme des mutmaßlichen «Hintermannes» der Selbstmordanschläge vom 7. Juli zurück. «Das ist alles Spekulation», sagte eine Sprecherin der Londoner Polizei. Man habe derzeit nicht vor, den Mann zu vernehmen. Der Muslim Haroon Rashid Aswat (30), ein britischer Staatsbürger indischer Herkunft, war nach US-Medienberichten in Südafrika nach amerikanischen Polizeihinweisen aufgespürt worden und befinde sich derzeit in Sambia in Gewahrsam.

Das Außenministerium in London bestätigte, dass es sich darum bemühe, Zugang zu einem britischen Staatsbürger zu bekommen, der sich in dem afrikanischen Land in Haft befinde, nannte jedoch keinen Namen. Nach Medienberichten hielt sich Aswat Wochen vor den Londoner Anschlägen in Südafrika auf und stand dort wegen des Verdachts, den Aufbau eines Ausbildungslagers für Terroristen im US-Bundesstaat Oregon mitgeplant zu haben, unter amerikanischer Überwachung.

Britische Medien hatten Aswat wiederholt als «britischen El- Kaida- Führer» bezeichnet. Die Londoner «Times» berichtete, Aswat sei zwei Wochen vor den Anschlägen vom 7. Juli in Großbritannien eingetroffen, um die Vorbereitungen des Verbrechens zu leiten. Bei den Attentaten waren 52 Menschen getötet und etwa 700 weitere verletzt worden. Wenige Stunden vor der Tat soll Aswat das Land wieder verlassen haben. Er sei westlichen Geheimdiensten seit mehr als drei Jahren bekannt, hieß es.

Nach Angaben des südafrikanischen Fernsehensenders e-tv hat der 30-Jährige 20 Mal mit den vier Rucksackbombern telefoniert. Nach sambischen Medienangaben waren unmittelbar nach Aswats Festnahme britische und US-Anti-Terror-Spezialisten in Sambia eingetroffen. (tso)

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