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Politik: Terror aus dem Münsterland

Razzia in Westfalen: Die Führer eines Islamistenvereins stehen im Verdacht, Anschläge geplant zu haben – von Luxor bis New York

Von Frank Jansen

Die Parole ist eindeutig. „Es ist unsere Meinung, dass wer immer die Zulässigkeit einer anderen heute existierenden Religion – außer dem Islam – behauptet, wie Judentum, Christentum und so weiter, ein Ungläubiger ist. Wenn er nicht bereut, muss er als Abtrünniger getötet werden.“ Der Verein „Islamisches Zentrum Münster“ gibt sich offenbar nicht nur im Internet so kämpferisch. Denn Generalbundesanwalt Kay Nehm ermittelt gegen den ersten Vorsitzenden des Zentrums, dessen Stellvertreter und eine dritte Person wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Die Gruppierung soll zum Jahreswechsel 2001/2002 einen Anschlag auf eine amerikanische Einrichtung in der Region Frankfurt (Main) „erwogen“ haben. Und: Es gab offenbar Kontakte zu Ziad Jarrah, einem der Terrorpiloten des 11. September.

Donnerstag gegen sieben Uhr früh schlug das Bundeskriminalamt zu: Die Räumlichkeiten des Zentrums in der Münsteraner Von-Witzleben-Straße und Privatwohnungen wurden durchsucht, die drei Islamisten vernommen. Auch bei der „Islamischen Gemeinschaft Minden“ rückten Beamte an. Der Verein steht in enger Verbindung zum Zentrum in Münster. Der Terrorverdacht lastet vor allem auf dessen zwei Führungsfiguren. Chef des Münsteraner Zentrums ist der Ägypter Usama A. In seiner Heimat habe der 36-Jährige „eine hochrangige Führungsposition“ in der Terrorgruppe „Gamaa Islamiah“ eingenommen, heißt es in Sicherheitskreisen. Die Islamisten mit Kontakt zu Al Qaida werden für Anschläge auf Touristen verantwortlich gemacht. Der schwerste war der Angriff auf eine Reisegruppe in Luxor. Vor dem Hatschepsut-Tempel töteten im November 1997 wild um sich schießende Attentäter 35 Schweizer und fünf deutsche Touristen. Usama A. entzog sich 1998 den Ermittlungen der ägyptischen Sicherheitsbehörden durch die Flucht nach Deutschland und beantragte Asyl. Im Jahr 2000 gründete er das „Islamische Zentrum Münster“.

Als zweiter Vorsitzender tritt ein Deutscher auf, Marcel K. Bei den Ermittlungen nach dem Terrorangriff des 11. September stellte sich heraus, dass der 26 Jahre alte, zum Islam konvertierte Deutsche mit Ziad Jarrah in Kontakt gestanden hatte. Der Libanese steuerte die Maschine der American Airlines, die nach einer Revolte der Passagiere im Bundesstaat Pennsylvania abstürzte. Marcel K. habe zumindest mit Jarrah mehrmals telefoniert, berichten Experten. Die Gespräche seien vor Jarrahs Reisen von Hamburg zur Kampfausbildung in Afghanistan und zum Flugtraining in die USA geführt worden.

Unklar bleibt, ob die Beweise des Generalbundesanwalts ausreichen, Usama A. und Marcel K. vor ein Gericht zu bringen. Die Durchsuchung sei erst mal eine „Verdachtsabklärung“, verlautet aus Sicherheitskreisen. Haftbefehle seien fraglich. In der Tat teilte die Bundesanwaltschaft am Donnerstagabend mit, gegenwärtig lägen keine Voraussetzungen dafür vor. Noch weniger gewiss ist, ob die Justiz einen anderen Terrorverdächtigen in die Hände bekommt. Der von US-Außenminister Colin Powell am Mittwoch vor dem UN-Sicherheitsrat erwähnte Abu Mosab al Zarqawi, angeblich zentrale Figur einer Verbindung zwischen Al Qaida und dem Irak, steht seit Monaten im Mittelpunkt von Ermittlungen des Generalbundesanwalts. Zarqawi soll für die Planung von Anschlägen der Gruppe Al Tawhid in Deutschland verantwortlich sein.

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