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Politik: Terror aus Texas

US-Rechtsextremist hortete Giftstoffe zum Bau von Bomben

Von Frank Jansen

Von Frank Jansen

und Thomas Grumke

Nur der Zufall hat eine Katastrophe verhindert. Im Januar 2002 kam ein Päckchen mit gefälschten Ausweisen irrtümlich in einem New Yorker Privathaushalt an, der Empfänger wandte sich an die Polizei. Das FBI begann zu ermitteln, eine weitere Polizeibehörde und Spezialisten der Armee schalteten sich ein. Und wurden im April 2003, wie erst jetzt bekannt wurde, fündig: Im texanischen Ort Noonday entdeckten die Ermittler ein Depot mit hochgefährlichen chemischen Giftstoffen, darunter Natriumzyanid, Salzsäure und Salpetersäure, sowie Maschinengewehre und gewaltige Mengen Munition. Nach Angaben eines FBI-Spezialagenten wurde auch rechtsextremes Propagandamaterial gefunden, darunter Schriften von „white supremacists“, einer Bewegung militanter Rassisten. Die US-Sicherheitsbehörden waren geschockt wie selten zuvor.

Nur mit viel Glück hatten sie offenbar heimischen Terror verhindert. Der kaum weniger verheerend gewesen wäre als die Anschläge von Al Qaida. Wozu amerikanische Rechtsextremisten fähig sind, hatte der Attentäter Timothy McVeigh demonstriert: Im April 1995 sprengte er in Oklahoma City ein Regierungsgebäude in die Luft. 168 Menschen wurden getötet, mehr als 500 verletzt.

Im November legte der Besitzer des Giftstoff- und Waffenarsenals, der 62 Jahre alte William J. Krar, ein Geständnis ab. US-Bundesanwalt Matthew D. Orwig dankte den Fahndern von Polizei und Militär: Die Amerikaner lebten jetzt „in einer sichereren Welt“. Krar drohen elf Jahre Haft. Eine Komplizin muss mit fünf Jahren rechnen. Auch der eigentliche Adressat des fehlgeleiteten Päckchens mit den falschen Ausweisen, ein Edward Feltus in New Jersey, bekannte sich schuldig. Der 56-Jährige gehört nach Informationen der jüdischen „Anti Defamation League“ zur „New Jersey Militia“. Die Miliz-Bewegung in den USA gilt als eine Art rechter Bürgerkriegsarmee, mit etwa 15 000 meist schwer bewaffneten Mitgliedern.

Unklar bleibt, wie Krar an die chemischen Stoffe herankommen konnte. Und was er zusammen mit den Komplizen im Detail geplant hat. Nach Informationen des texanischen Fernsehsenders „CBS 11“ hatte Krar bereits eine Zyanidbombe gebastelt. Bei einer Explosion wäre eine tödliche Gaswolke freigesetzt worden. Laut „CBS 11“ vermuten die Sicherheitsbehörden, Krar habe noch mehr Komplizen gehabt, und weitere Zyanidbomben seien im Umlauf. Eine Zeitlang sei der Fall so brisant gewesen, dass sich Präsident George Bush täglich habe informieren lassen. Die Öffentlichkeit erfuhr lange nichts.

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