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Der mutmaßliche Terror-Drahtzieher Abdelhamid Abaaoud war mindestens zwei Mal in Deutschland.

© REUTERS

Terror-Drahtzieher von Paris: Abdelhamid Abaaoud war mehrfach in Deutschland

Der IS-Terrorist Abdelhamid Abaaoud hat sich offenbar mindestens zweimal in Deutschland aufgehalten haben, bevor er die Anschläge in Paris verübte. Am Donnerstagabend wurde seine Leiche identifiziert. Er war bei Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis vom Mittwoch ums Leben gekommen.

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Der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge von Paris ist bei dem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis vom Mittwoch ums Leben gekommen. Ein in der gestürmten Wohnung gefundener Leichnam sei als der des belgischen Islamisten Abdelhamid Abaaoud identifiziert worden, teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Bei dem Einsatz gab es zwei Tote: Vermutlich sprengte sich eine Frau mit einer Sprengstoffweste selbst in die Luft, außerdem wurde ein weiterer Leichnam gefunden, der von Gewalteinwirkung gezeichnet gewesen sei, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Dieser sei nun durch Fingerabdrücke Abaaoud zugeordnet worden. Noch sei unklar, ob der Belgier sich selbst in die Luft gesprengt habe. Unter den acht bei dem Einsatz festgenommenen Verdächtigen hatte sich das Mitglied der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) nicht befunden.

Salafistenszene in Bonn gilt als besonders gefährlich

Abaaoud stammt aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek und wird verdächtigt, die Anschläge vom Freitag vergangener Woche organisiert zu haben, bei denen 129 Menschen getötet wurden. In Molenbeek, wo es auch am Donnerstag Razzien und neun Festnahmen gab, sollen sich mindestens zwei der mutmaßlichen Attentäter aufgehalten haben. Die Razzien konzentrierten sich laut Polizei auf das Umfeld des 20-jährigen Bilal Hadfi. Der Franzose, der zuletzt in Molenbeek wohnte, hatte sich am Freitag beim Stade de France in die Luft gesprengt. Auch nach Salah Abdeslam, nach aktuellem Kenntnisstand der letzte Überlebende von acht Terroristen, wird gefahndet.

Abaaoud, der unter anderem auch an dem vereitelten Angriff auf den Thalys- Zug im belgisch-französischen Grenzgebiet beteiligt gewesen sein soll, war offenbar mindestens zweimal in Deutschland. Er sei am 20. Januar vom Flughafen Köln- Bonn nach Istanbul geflogen und schon 2008 in Köln gewesen, hieß es in Sicherheitskreisen. In dem Jahr habe Abaaoud ein Ausfuhrkennzeichen für ein Fahrzeug beantragt. Es werde nun untersucht, ob er Kontakte zu Salafisten in der Bundesrepublik hatte, beispielsweise zur Szene in Bonn. Sie gilt als besonders gefährlich.

Verlängerung des Ausnahmezustands

Unterdessen bleibt offen, ob die Terrorgefahr in Hannover vorbei ist. „Die Lage besteht weiter“, war am Donnerstag in Sicherheitskreisen zu hören. Es sei nicht auszuschließen, dass eine Gruppe islamistischer Terroristen noch Anschläge plane. Die Polizei hatte am Dienstag das Fußballländerspiel Deutschland gegen  Niederlande, das im Hannoveraner Stadion stattfinden sollte, kurzfristig abgesagt. Außerdem wurden Veranstalter von Konzerten gebeten, auf diese zu verzichten.

In Berlin ist die Gefährdungslage weiterhin hoch. Gemäß einem Sicherheitskonzept sind auf dem kommende Woche beginnenden Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt Rucksäcke und Trolleys verboten. Die große Silvesterparty am Brandenburger Tor wird aber nicht abgesagt. Innensenator Frank Henkel (CDU) sagte, „hier sollten wir nicht in Panik verfallen, sondern besonnen reagieren“.

Islamisten werden ins Visier genommen

Die Nationalversammlung in Paris machte den Weg frei für eine Verlängerung des Ausnahmezustands um drei Monate. Ministerpräsident Manuel Valls schloss nicht aus, dass der IS bei neuen Angriffen auch chemische und biologische Waffen einsetzen könnte. Auch in anderen Staaten wurden die Maßnahmen gegen Islamisten verstärkt. So kündigte Belgiens Premier Charles Michel an, man werde schärfer gegen Hassprediger vorgehen und die Befugnisse der Polizei erweitern. Italiens Außenminister Paolo Gentiloni sagte dem Sender RAI, „mögliche Terrorangriffe“ könnten sich etwa gegen den Petersdom in Rom oder das Opernhaus La Scala in Mailand richten. Seit Mittwoch werde nach fünf Verdächtigen mit arabischen Namen gefahndet, auf die die US- Bundespolizei FBI hingewiesen habe, meldete die Nachrichtenagentur Ansa.

Vor dem Hintergrund der Pariser Anschläge brachte Russland einen neuen UN-Resolutionsentwurf zur Terror-Bekämpfung ein. Dieser Text sei für alle akzeptabel, die „wirklich gegen den Terrorismus kämpfen wollen“, sagte Moskaus UN-Botschafter Vitali Tschurkin am Mittwoch (Ortszeit). Während Russland Syriens Machthaber Baschar al Assad in den Kampf einbeziehen will, bekräftigte US- Präsident Barack Obama die Forderung nach dessen Entmachtung. „Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der wir den Bürgerkrieg in Syrien beenden könnten und in der Assad an der Macht bleibt“, sagte Obama beim Gipfel der Apec-Staaten in Manila. (mit AFP/rtr)

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