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In den vergangenen Tagen hatte die Dschihadistengruppe "Islamischer Staat" mehrere Ölfelder im Norden des Irak unter ihre Kontrolle gebracht.

© dpa

Terror im Irak: Dschihadisten wollen gesamtes Kurdengebiet erobern

Nach ihrem Vormarsch im Kurdengebiet erklärt die Dschihadistengruppe IS, ihre Kämpfer hätten bereits die Grenzregion zu Syrien und der Türkei erreicht. Die Kurden kündigen eine Gegenoffensive an.

Nach dem Verlust mehrerer Städte an die Extremisten der sunnitischen Bewegung Islamischer Staat (IS) haben die Kurden im Nordirak eine Gegenoffensive angekündigt. Eine große Zahl an Kämpfern werde zusammengezogen um zurückzuschlagen, sagte ein Vertreter der Kurden am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Den Rückzug der eigenen Einheiten am Wochenende begründete er mit einer Überlastung der Truppen in dem weitläufigen Gebiet. Die Lage sei sehr gefährlich für die Region, deshalb müsse bald etwas getan werden. Der irakische Ministerpräsident Nuri al Maliki befahl der Luftwaffe nach einem Bericht des Staatsfernsehens, die kurdischen Einheiten gegen die Extremisten zu unterstützen. Zugleich forderte Maliki, der den Schiiten angehört, die USA zu Waffenlieferungen an die Kurden auf.

Ein Oberst der kurdischen Peschmerga-Milizen kündigte an, dass alle am Sonntag verlorenen Gebiete und auch die Großstadt Mossul von den Extremisten zurückerobert würden. “Wir werden sie angreifen, bis sie vollständig vernichtet sind, und wir werden keine Gnade zeigen.“ Seiner Meinung nach könne die Operation in den nächsten 48 bis 72 Stunden vorbei sein.

IS will ihre Herrschaft ausweiten

Die Dschihadistengruppe IS drohte dagegen mit einer Ausweitung ihrer Herrschaft auf das gesamte autonome Kurdengebiet im Irak. Die IS-Kämpfer hätten die Grenzregion zu Syrien und der Türkei erreicht und würden mithilfe von "Gott dem Allmächtigen" nun "die ganze Region befreien", erklärte die Gruppe am Montag. Die Dschihadisten brüsteten sich zudem mit der "Demütigung von Feinden", die am Wochenende zu Dutzenden getötet und zu Hunderten in die Flucht geschlagen worden seien.

Die vorrückenden Extremisten hatten in den vergangenen Tagen Städte im Kurdengebiet wie Sindschar und Sumar sowie mehrere Ölfelder gewaltsam unter ihre Kontrolle gebracht. Der UN-Sondergesandte für den Irak, Nickolay Mladenov, sprach von einer "humanitären Tragödie" in Sindschar. Die UNO mache sich "ernste Sorgen" über die Sicherheit der Zivilisten in der Stadt, aus der bis zu 200 000 Einwohner geflohen seien.

Kurden werden von den Dschihadisten als "Teufelsanbeter" verfolgt

Menschenrechtsaktivisten zufolge sind tausende der Flüchtlinge dringend auf Hilfe angewiesen, zumal einige in unwirtlichen Gebirgsregionen festsäßen. "Sie sind ohne Essen und Wasser, einige sind schon gestorben", sagte Chodr Domli, der in der kurdischen Stadt Dohuk für die Rechte der Jesiden-Minderheit eintritt. Den IS-Kämpfern warf er gegen Jesiden gerichtete "ethnische Säuberungen" vor. Die Kurdisch sprechende religiöse Minderheit wird von den Dschihadisten als "Teufelsanbeter" verfolgt.

Als sich die irakischen Regierungstruppen im Juni vor den Dschihadisten zurückzogen, hatten zunächst Kurdenmilizen die Kontrolle über Sindschar und Sumar übernommen. Die IS-Kämpfer brachten binnen weniger Tage weite Gebiete im Norden und Westen des Irak in ihre Gewalt und rücken seitdem weiter vor. (AFP/rtr)

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