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Terror in Amman: Reiseanbieter erwarten kaum Auswirkungen

Nach den Anschlägen in Luxus-Hotels der jordanischen Hauptstadt Amman gehen die großen Reiseanbieter nicht von einem Einbruch des Geschäfts in dem Land aus. Eine "erhöhte Gefahr" hatte das Außenministerium bereits zuvor bescheinigt.

Frankfurt/Main - Jordaniens Tourismus hat schwere Jahre bereits hinter sich: «Eingeklemmt» zwischen Israel und der Intifada im Westen und dem Kriegsgebiet Irak im Osten, stieß der Nahoststaat lange auf geringes Urlauberinteresse. Zuletzt änderte sich das zwar wieder: Jordaniens Informationsbüro in Frankfurt meldete steigende Touristenzahlen aus Deutschland, und die Zahl der Reiseveranstalter mit Jordanien-Angeboten wurde wieder größer. Die Anschläge auf Hotels in Amman am Mittwoch mit rund 60 Toten werfen nun jedoch die Frage auf, ob es erneut zu einer Wende zum Negativen kommt. Zumindest die im Land aktiven Reiseveranstalter erwarten das allerdings nicht.

Rund 150 Gäste hatte Dertour am Mittwoch in Jordanien, 32 davon waren am Tag der Anschläge erst gelandet. «Keiner von denen wollte nach Deutschland zurück», sagt Anke Dannler, Dertour-Sprecherin in Frankfurt. Die «besonnene Reaktion» der Gäste lasse nicht erwarten, dass sich die Terrorakte langfristig auf das Buchungsverhalten auswirken: «Wir leben heute mit der latenten Gefahr, dass es zu Anschlägen kommen kann» - diese Haltung sei immer stärker verbreitet.

«In den kommenden drei Wochen wird es sicher keine Buchungen für Jordanien-Reisen geben. Wenn sich keine neuen Anschläge ereignen, wird es aber danach, wenn auch zunächst verhalten, wieder losgehen», erwartet auch Michael Doll, Bereichsleiter Naher Osten bei Biblische Reisen in Stuttgart.

Der Spezialanbieter hatte «ein ganz starkes Gästeaufkommen für Jordanien» im Oktober und für den Rest des Jahres noch drei Gruppentouren geplant. Diese werden wohl auch stattfinden. Den Urlaubern wird aber angeboten, von Hotels in Amman auf Häuser am Toten Meer auszuweichen. In einer Gruppe gebe es zwar vereinzelt den Wunsch zu stornieren, allerdings bisher nur bei 3 von 30 Teilnehmern.

Von Amman ans Tote Meer auszuweichen, will auch Studiosus Reisen in München anbieten, wo 2005 noch eine Jordanien-Gruppenreise ansteht. «Dass die Programme im Lande in Zukunft beeinträchtigt sein könnten, sehen wir nicht», sagt Firmensprecher Klaus A. Dietsch.

Das Auswärtige Amt in Berlin aktualisierte am Donnerstag seinen Sicherheitshinweis für Jordanien - jedoch nur um die Tatsache, dass es die Anschläge gegeben hat und dass die Grenzen des Landes vorerst geschlossen wurden. Dass in Jordanien weiter «eine erhöhte Gefahr von Terroranschlägen besteht», an öffentlichen Orten und touristischen Einrichtungen «zu erhöhter Vorsicht geraten» wird und wegen der Nähe zum Irak die Entwicklung im Lande «stets aufmerksam verfolgt werden sollte», gehörte bereits vorher zu den Ratschlägen des Ministeriums.

Die Branchengrößen TUI Deutschland und Neckermann bieten Jordanien nicht in ihren Katalogen an. Stattdessen sind vor allem Spezial- und Rundreisen-Anbieter in dem Königreich engagiert. Zuletzt stießen der Luxus-Veranstalter Airtours und die Alpinschule Innsbruck hinzu. Von den größeren Veranstaltern fliegt vor allem Dertour Urlauber nach Jordanien. Etwa 250 Gäste haben allein für die Zeit bis Ende November noch gebucht. Ihnen werden kostenlose Umbuchungen und Stornierungen angeboten, sofern Fluggesellschaften und Hotels auf Stornogebühren verzichten. Dies gilt aber nur für Reisen nach Amman, nicht für den Rest des Landes. Dort laufen die Reisen laut Dannler «normal weiter».

Dass das auch generell für die Pläne der Deutschen gilt, hofft das Informationsbüro Jordanien, wo zuletzt ein Anstieg der Besucherzahlen registriert wurde. Die Prognose für 2005 sagt 25 000 bis 28 000 deutsche Gäste voraus, im vergangenen Jahr waren es knapp 16 200. Vom Rekordjahr 2000 mit fast 49 000 deutschen Gästen ist das Land damit zwar noch weit entfernt, doch immerhin ging es wieder aufwärts.

Das Urlauberverhalten sei heute anders als vor einigen Jahren, als nach Anschlägen sofort viele Reisen abgesagt wurden. «Inzwischen warten die Leute erstmal ab», sagt Mitarbeiterin Petra Feyand- Weilbächer. Eine Umfrage des Büros unter Reiseanbietern am Donnerstag habe allerdings ergeben, dass sie die Häuser von US-Hotelketten in Jordanien in nächster Zeit zum Teil meiden werden. (von Christian Röwekamp)

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