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© Getty

Terror in Jakarta: Indonesien hatte Hinweise auf Anschlagspläne

UPDATE Innerhalb weniger Stunden explodierten in der indonesischen Hauptstadt mehrere Sprengsätze. Bei Anschlägen wurden mindestens neun Menschen getötet und etliche verletzt. Präsident Yudhoyono will die Drahtzieher zur Rechenschaft ziehen.

Nach den verheerenden Anschlägen auf Bali 2002 und 2005 erlebt Indonesien eine weitere Terrorserie. Auf die beiden Luxushotels Ritz Carlton und JW Marriott in der Hauptstadt Jakarta wurden mehrere Bombenanschläge verübt und dabei mindestens neun Menschen getötet. Mehr als 40 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten waren vier Ausländer. Nach ersten Erkenntnissen waren keine EU-Bürger darunter.

Die Sprengsätze detonierten zur Frühstückszeit im Abstand von wenigen Minuten im Ritz Carlton und im JW Marriott-Hotel im Geschäftsviertel der Millionenmetropole. Aus dem Marriott-Hotel wurden sechs Leichen geborgen, und aus dem Ritz Carlton nebenan zwei. Ein Opfer starb später im Krankenhaus. Beiden Hotels sind unterirdisch durch einen Tunnel verbunden. Die Polizei entschärfte später in einem Zimmer des Marriotts einen nicht detonierten Sprengsatz. 

"Es sah in der Lobby wie im Krieg aus", berichtete ein Augenzeuge, der im 9. Stock des Marriott wohnte. Menschen mit blutverschmierten Gesichtern seien in Panik aus dem Gebäude gerannt. "Es gab im Hotel keinen Alarm und keine Informationen", sagte er im Fernsehen. "Ich habe in einem Restaurant in der Nähe gefrühstückt, als ich einen wahnsinnigen Knall hörte", berichtete ein anderer Mann. "Dann kamen mehrere Ausländer überall mit Blut bedeckt aus dem Hotel gelaufen." Die Fassade des Ritz Carlton war weitgehend zerstört. Aus den Wänden ragten abgerissene Rohre. Teppichfetzen hingen hinaus, und weiße Gardinen flatterten im Wind. Über dem Stadtviertel stand dicker Rauch.

Die beiden Hotels liegen im Nobelviertel Kuningan, wo auch viele Botschaften sind. Sie galten bislang als die am besten geschützten Hotels im Land. Im Marriott waren die Sicherheitsvorkehrungen seit dem Anschlag 2003, als zwölf Menschen starben, besonders scharf. In jedem Hotel in Indonesien werden Autos an der Auffahrt kontrolliert und Gäste müssen durch Schleusen mit Metalldetektoren gehen.

Das Ritz-Carlton sei "das wahrscheinlich am stärksten gesicherte Hotel Indonesiens", sagte ein Reporter, der für einen indonesischen TV-Sender arbeitet und Zeuge der Anschläge war. "Ich kann mir nicht erklären, wie angesichts der Sicherheitsvorkehrungen jemand mit einer Bombe dort hineinkommen konnte." Allerdings werden die Taschen von Gästen, die mehrere Tage im selben Hotel wohnen, später oft nicht mehr untersucht.

Der erst vor zwei Wochen im Amt bestätigte Präsident Susilo Bambang Yudhoyono verurteilte die Anschläge auf das schärfste. "Das war die Tat einer Terror-Organisation", sagte er. "Die, die dafür verantwortlich sind, werden verfolgt, verhaftet und verurteilt werden". Er kündigte eine umfassende Untersuchung an und fügte hinzu: Der Geheimdienst habe bereits während der Präsidentschaftswahlen Anfang Juli Pläne für die Anschläge aufgedeckt. Behöden und Regierung gehen von Selbstmordanschlägen aus. Nach Polizeiangaben wurde dort in einem Restaurant eine zerfetzte Leiche geborgen, die auf einen Selbstmordattentäter hinweisen könnte.

Terrorismus-Experten vermuteten die einheimische Terror-Organisation Jemaah Islamiyah (JI) hinter den Anschlägen. Auf ihr Konto gehen auch der frühere Anschlag auf das Marriott 2003 sowie die Bomben auf Bali 2002 und 2005, die mehr als 200 Todesopfer gefordert hatten. "Das ist die einzige Gruppe, die die Fähigkeit zu solchen Anschlägen hat", sagte der Terrorismusexperte Rohan Gunaratna dem Sender Channel News Asia. "Sie verüben oft zwei Anschläge gleichzeitig und nehmen Ziele mit Ausländern ins Visier." Die Anschläge könnten ein Racheakt für die Hinrichtung der Bali-Bomber im vergangenen November sein.

Nach Einschätzung eines australischen Sicherheitsexperten waren die Anschläge nur eine Frage der Zeit. Ein harter Kern von JI-Mitgliedern sei desillusioniert gewesen und habe seit längerem spektakuläre Aktionen geplant, sagte der Direktor des Instituts für Strategische Politik, Carl Ungerer. "Es gab in den vergangenen Monaten Anzeichen, dass diese Hardliner innerhalb der Jemaah Islamiyah unzufrieden waren, weil in den letzten Jahren keine Anschläge mehr verübt wurden und es war klar, dass sie etwas tun wollten", sagte er dem australischen Rundfunk. "Nicht alle Mitglieder der Organisation sind einverstanden mit den Anschlägen", sagte auch der indonesische Analyst Noor Huda Ismail im Fernsehen. "Die Hardliner wollen zeigen, dass sie in der Lage sind, alle Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen."  (kg/dpa/Reuters) 

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