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Politik: Terror in USA: "Wir hätten Flugzeuge abgeschossen"

Es war die schwerste Entscheidung des US-Präsidenten an diesem 11. September 2001, da ist sich sein Vize, Dick Cheney, sicher.

Es war die schwerste Entscheidung des US-Präsidenten an diesem 11. September 2001, da ist sich sein Vize, Dick Cheney, sicher. "Wenn ein weiteres Verkehrsflugzeug mit amerikanischen Bürgern in der Hand von Terroristen gewesen wäre, hätten wir es abgeschossen. Unsere Piloten der Abfangjäger hatten diese Anweisung", sagte Cheney in seinem ersten ausführlichen Interview seit dem Inferno dem TV-Sender NBC, das auch das ZDF ausstrahlte: "Wir hätten den Tod all dieser Amerikaner eines Verkehrsflugzeugs in Kauf nehmen müssen, das sich dem Capitol oder dem Weißen Haus genähert und entgegen unserer Warnung nicht abgedreht hätte. Ja, es ist eine schreckliche Entscheidung", sagte Cheney. Er selbst habe Präsident George W. Bush zu dieser Anweisung geraten. Das habe auch bedeutet, dass die Kampfjets sogar im Luftraum über New York mutmaßlich entführte Passagiermaschinen abgeschossen hätten. Cheney: "Wir hätten das Recht dazu gehabt. Und wir hätten es getan."

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Umfrage: Haben Sie Angst vor den Folgen des Attentats? Fotos: Die Ereignisse seit dem 11. September in Bildern Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige In den Minuten nach den Terror-Anschlägen saß Dick Cheney in den Räumen seines Arbeitszimmers im Weißen Haus - und starrte auf den Fernsehbildschirm. Er glaubte kaum, was er sah und trommelte seine Mitarbeiter zu einem ersten Gespräch über mögliche Gegenmaßnahmen zusammen. Während sie sich berieten, seien plötzlich seine Sicherheitsbeamten zur Tür herein gestürmt - ohne in dieser Situation anzuklopfen oder um Erlaubnis zu bitten. "Sie stürzten herein und sagten: Sir, Sie müssen sofort weg." Zwei seiner Beamten, erzählt Cheney mit einem verzweifelten Lächeln, hätten ihn gepackt und mitgeschleppt. Ja, sie hätten ihn fast getragen, um ihn schneller durch den Gang und viele Treppen hinunter in einen sicheren Raum unter dem Weißen Haus zu bringen. Cheney: "Meine Füße haben nur ab und zu den Boden berührt. Die Jungs sind um einiges größer als ich."

Denn in diesen Minuten hatte ein Flugzeug Kurs auf das Weiße Haus genommen - der Geheimdienst war über eine Standleitung von der Flugaufsicht informiert. Die Maschine drehte dann plötzlich ab, flog eine Schleife über Washington D.C. zurück und stürzte auf das Pentagon. Cheney: "Aus der Kommandozentrale rief ich über eine abhörsichere Leitung den Präsidenten an, der sich an Bord von Airforce One noch in Florida aufhielt. Ich habe ihm geraten, er soll weg von D.C. bleiben." Ob er in diesem Moment überlegt habe, dass Bush kritisiert werden könnte, weil er nicht am Amtssitz war? "Nein", sagt Cheney: "Das Wichtigste ist, den Präsidenten zu schützen. Washington wurde angegriffen. Wir wussten nicht von wem, nicht wie viele entführte Flugzeuge in der Luft waren und was die Terroristen im Schilde führten."

Claudia Lepping

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