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Richter Pierre Hendrickx (M.) hatte den Vorsitz in dem Verfahren gegen vier führende Mitglieder der Verviers-Islamistenzelle.

© REUTERS/Francois Lenoir

Terror-Prozess in Belgien: Bis zu 16 Jahre Haft für Verviers-Islamisten

Ein Brüsseler Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Zelle einen Anschlag plante. Es verurteilte vier mutmaßliche Terroristen zu Haftstrafen zwischen acht und 16 Jahren.

Im Prozess gegen führende Mitglieder der belgischen Islamistenzelle von Verviers hat ein Gericht in Brüssel am Dienstag Haftstrafen zwischen acht und 16 Jahren verhängt. Die vier Verurteilten gelten als Anführer der Gruppe. Die Zelle soll auf Anweisung der Miliz "Islamischer Staat" (IS) Angriffe auf Polizisten sowie auf den Brüsseler Flughafen Zaventem geplant haben. Sie hatte zudem offenbar Verbindungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel.

Die Angeklagten Marouane El Bali, Souhaib El Abdi und Mohamed Arshad bekamen 16 Jahre Haft. Der vierte Beschuldigte, Omar Damache, wurde zu acht Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte ähnlich lange Haftstrafen beantragt.

Die Islamistenzelle war im Januar 2015 im ostbelgischen Verviers zerschlagen worden. Bei dem Polizeieinsatz wurden zwei mutmaßliche Mitglieder der Gruppe getötet, die sich zwischenzeitlich in Syrien dem IS angeschlossen hatten und dann nach Verviers zurückgekehrt waren. Weil der Angeklagte El Bali bei der Razzia auf die Polizisten feuerte, musste er sich wegen versuchten Mordes verantworten.

Gericht hat keine Zweifel an Anschlagsplanung

Richter Pierre Hendrickx sagte in Brüssel, es gebe Beweise dafür, dass die Islamistenzelle einen Angriff mit Waffen und Bomben auf den Flughafen Brüssel-Zaventem plante - ähnlich dem Anschlag, der sich dort am 22. März tatsächlich ereignete. In dem in Verviers durchsuchten Haus seien Waffen und Sprengstoff gefunden worden, wie er vom IS verwendet werde, sagte Hendrickx. Zudem hätten sich einige der Männer zwischenzeitlich in Syrien aufgehalten.

"All das lässt keinen Zweifel an der Tatsache, dass die Verviers-Zelle einen Anschlag plante", fasste der Richter zusammen. Die Gruppe soll zudem Verbindungen zu den Attentaten im November in Paris sowie im März in Brüssel haben. Die Anklage bezeichnete die Gruppe im Prozess als so etwas wie einen "Rohentwurf" der Zelle, die schließlich Paris attackierte.

Paris-Drahtzieher war Kopf der Verviers-Gruppe

So gilt der Islamist Abelhamid Abaaoud als Anführer der Verviers-Gruppe. Er war bei einem Polizeieinsatz nach den Pariser Anschlägen in Saint-Denis erschossen worden. Der Angeklagte Arshad sagte aus, er habe auf Anweisung von Abaaoud Funkgeräte, Zutaten für den Bau von Sprengstoff sowie Autos und die Wohnung in Verviers besorgt.

Der Anwalt von El Abdi, Xavier Carrette, bezeichnete die Strafe gegen seinen Mandanten als "zu hoch" angesichts der ihm zur Last gelegten Vorwürfe. El Abdi soll die nötigen gefälschten Dokumente für die Ausrüstung der Gruppe beschafft haben. Er sei der "Fälscher" der Truppe, sagte sein Anwalt, das Gericht habe ihn aber wie einen Hauptdrahtzieher behandelt. Alle vier Angeklagten müssten als "Sündenbock" herhalten, kritisierte Carrette. (AFP)

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