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Terrorgefahr: Fahndungen laufen auf Hochtouren

Nach der Festnahme eines Libanesen in Kiel wegen der versuchten Attentate auf Regionalzüge fahnden die Behörden mit Hochdruck nach dem Komplizen des mutmaßlichen Bombenlegers und möglichen Hintermännern.

Berlin - "Mein Eindruck ist, dass da schon mehrere mitgewirkt haben", sagte Innenstaatssekretär August Hanning mit Blick auf den Bau der Bomben. Zugleich wurde bekannt, dass der entscheidende Hinweis auf den als Bombenleger festgenommenen Youssef Mohamad E.H. vom militärischen Nachrichtendienst des Libanon kam. Die Debatte über Konsequenzen aus den Anschlagsplänen wurde derweil von Forderungen nach verstärkter Videoüberwachung bestimmt.

Hanning betonte, der Bau der von den Attentätern in zwei Zügen deponierten Sprengsätze habe schon einiges handwerkliches Geschick vorausgesetzt. "Wir haben die Sorge, dass es einen libanesischen Hintergund gibt", unterstrich Hanning. "Deshalb nehmen wir das sehr ernst". Auch der Orientexperte Udo Steinbach sagte im ARD-Mittagsmagazin, die Bahn-Attenate seien "sicherlich nicht von einem einzigen oder zweien geplant worden". "Das weist in den Nahen Osten und lässt auch eine längerfristige Planung erkennen." Laut Bundesanwaltschaft wurden die deutschen Behörden im Lauf des Freitags vom libanesischen militärischen Nachrichtendienst auf den Verdächtigen hingewiesen. Berichten zufolge kamen die Libanesen dem mutmaßlichen Terroristen durch abgehörte Telefonate auf die Spur.

Uhl: Videoüberwachung unverzichtbar

Kanzlerin Angela Merkel(CDU) sprach sich in Berlin für eine konsequente Nutzung der Videoüberwachung aus und plädierte zugleich dafür, die geplante Anti-Terror-Datei "mit großer Beschleunigung" zu entwickeln. Der Innenexperte der Unionsfraktion, Hans-Peter Uhl (CSU), betonte, Videoüberwachung sei "nicht nur zur Strafverfolgung, sondern gerade auch zur Verhinderung von Terroranschlägen unverzichtbar". Entscheidend sei dabei nicht allein die Überwachung, sondern - wie von der Bahn praktiziert - "die Schaffung einer Auswertemöglichkeit durch Aufzeichnung und Speicherung des Videomaterials mit einer Speicherfrist von bis zu 48 Stunden". Die entsprechende Kooperation von Sicherheitsbehörden und Bahn müsse auf andere private und öffentliche Betreiber von Videoanlagen ausgeweitet werden.

Das SPD-Präsidium befürwortete zwar eine Videoüberwachung an öffentlichen "kritischen Stellen". SPD-Chef Kurt Beck sagte nach einer Sitzung des Gremiums in Schwerin, wenn Fachleute begründen können, dass eine Videoüberwachung an bestimmten Plätzen das Sicherheitsrisiko vermindere, sei die SPD "ohne lange Grundsatzdiskussion" dazu bereit. Allerdings komme für die Partei eine flächendeckende Videoüberwachung genauso wenig in Frage wie ein weitergehender Bundeswehr-Einsatz im Inland. Man dürfe "die Freiheit nicht zu Tode schützen".

Rail-Marshals im Gespräch

Der am Samstag festgenommene Youssef Mohamad E.H. und ein Komplize waren vor dem Deponieren der Sprengsätze am 31. Juli auf dem Kölner Hauptbahnhof von einer Videokamera gefilmt worden. Angesichts der nur wegen eines Fehlers beim Bau der Bomben gescheiterten Anschläge brachten der CSU-Rechtsexperte Norbert Geis und der CDU-Innenexperte Clemens Binninger in der "Bild"-Zeitung die Einstellung von bewaffneten Rail-Marshals ins Gespräch. Merkel sagte dagegen, sie "glaube nicht, dass bewaffnete Zugbegleiter die richtige Antwort sind auf die Bedrohung". (tso/AFP)

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