zum Hauptinhalt
Ein Polizeiwagen vor dem Essener Einkaufszentrum "Limberger Platz".

© dpa

Terrorgefahr in Deutschland: Anschlagsziel Essen: Anleitung zum Bombenbau

Ein Salafist soll zum Angriff auf ein Shoppingcenter aufgerufen haben. Die möglichen Anschlagspläne in Essen beunruhigen die Behörden.

Von

Wie groß am Wochenende die Gefahr eines Anschlags auf ein Einkaufszentrum in Essen war, bleibt offen. Ein aus Oberhausen stammender Salafist türkischer Herkunft habe vom Gebiet der Terrormiliz IS aus zum Anschlag mit einer Bombe aufgerufen, hieß es jetzt in Sicherheitskreisen. Imran René Q. habe über WhatsApp auch gleich eine Anleitung für den Bau eines Sprengsatzes mitgeliefert sowie das Foto einer fertigen Bombe.

Als Anschlagsziel habe der Salafist ein großes Shoppingcenter in der Essener City genannt. Die Polizei ging davon aus, dass das Einkaufszentrum „Limbecker Platz“ gemeint war. Dort befinden sich mehr als 200 Geschäfte. Schwer bewaffnete Beamte sperrten am Sonnabend das Einkaufszentrum. Die Gefahr scheint aber noch nicht gebannt zu sein.

Imran Q. hatte seinen Aufruf an mindestens zwei Personen geschickt. Die Sicherheitsbehörden versuchen herauszubekommen, wer die Empfänger waren. Die Polizei nahm am Wochenende zwei Männer fest, einer ist der Bruder von Q. und wird auch der salafistischen Szene zugerechnet. Beide Personen kamen aber wieder frei. In die Planung eines Anschlags waren sie offenbar nicht eingebunden.

Der Auftrag: Deutsche agitieren

Vor zwei Jahren sei Imran Q. mit seiner Freundin nach Syrien ausgereist, sagten Sicherheitskreise. Beim IS sei der Mann „einer der Deutschen, die dort genutzt werden, um andere Deutsche zu agitieren“. Vermutlich stehe Imran Q. bei der Terrormiliz in Kontakt zu den Salafisten Denis Cuspert und Mohamed Mahmoud.

Der Berliner und der Österreicher waren Anführer der Gruppierung „Millatu Ibrahim“, die in Deutschland junge Muslime radikalisierte. 2012 verbot der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) den Verein. Cuspert und Mahmoud setzten sich ab und landeten später in Syrien. Sie schlossen sich dem IS an und verbreiten dessen Propaganda. Für deutschsprachige Salafisten sind Cuspert und Mahmoud zentrale Figuren.

Ob eine Anschlagsdrohung in Offenburg (Baden-Württemberg) einen islamistischen Hintergrund hat, ist unklar. In der Nacht zu Sonntag räumte die Polizei eine Diskothek, außerdem wurden zwei junge Männer festgenommen.

Anlass für den Einsatz war ein Hinweis auf einen Internet-Chat, in dem von einer Person die Rede war, die nach Offenburg fahren und einen möglicherweise islamistischen Anschlag in einer Diskothek verüben wolle. In dem Chat waren laut Polizei in einer Videosequenz zwei junge Männer zu sehen. Der mutmaßliche Hauptakteur, ein polizeibekannter Kleinkrimineller, wurde in der Nacht festgenommen, verweigerte aber die Aussage. Die Polizei nahm auch einen zweiten Mann fest, ließ ihn aber bald wieder laufen.

Mängel beim Datenaustausch

Im Fall des Berlin-Attentäters Anis Amri beklagt der frühere Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Frank-Jürgen Weise, Mängel beim Austausch von Daten. Die Abfrage bei der Eurodac-Datei habe keinen Treffer ergeben, obwohl Amri in Italien straffällig geworden war, sagte Weise am Montag in Düsseldorf im Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags.

Eurodac ist eine Datenbank der EU-Staaten, in der die Fingerabdrücke von Asylbewerbern gespeichert werden. Weise sagte als erster Zeuge des Untersuchungsausschusses aus. Der Landtag hatte im Februar die Einsetzung des Gremiums beschlossen. Es soll Versäumnisse der nordrhein-westfälischen Behörden im Fall Amri benennen.

Warnung vor Tschetschenen

Brandenburgs Sicherheitbehörden warnen vor einer wachsenden Zahl Islamisten aus Tschetschenien, die als Flüchtlinge aus ihrer Heimat oder als IS-Kämpfer aus Syrien und dem Irak nach Deutschland kommen. Aktuell geht der Verfassungsschutz von mindestens 80 Islamisten in Brandenburg aus.

Knapp die Hälfte seien Kaukasier, meist Tschetschenen. Inzwischen steigt die Zahl der Islamisten, die aus den Bürgerkriegsgebieten kommen. Nach Einschätzung der Behörden in Potsdam ist Brandenburg faktisch eine Außenstelle des IS. Unter den bekannten Islamisten befinde sich ein Kern von 30 gewaltbereiten Personen, heißt es in einem Vermerk des Potsdamer Innenministeriums. Auch die Gefährder, eine Zahl „im niedrigen zweistelligen Bereich“, denen jederzeit ein Terroranschlag zugetraut wird, sind meist Tschetschenen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false