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Terrorismus: Bundesanwaltschaft verhaftet mutmaßliche Terrorhelfer

Zwei Deutsche sollen Videos und Botschaften von Al Qaida im Internet verbreitet haben. Deshalb ließ die Bundesanwaltschaft die 26 und 23 Jahre alten Männer festnehmen und bundesweit Wohnungen durchsuchen.

Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag zwei mutmaßliche Islamisten festnehmen und bundesweit zwölf Wohnungen und andere Immobilien durchsuchen lassen. Die beiden Deutschen aus Biberach in Baden-Württemberg und Schlangen in Nordrhein-Westfalen werden verdächtigt, Propagandamaterial auf eine islamistische Internetplattform gestellt zu haben, teilte die Behörde in Karlsruhe mit.

Bei den Männern handelt es sich um den 26-jährigen Daniel P. und den 23 Jahre alten deutschen Staatsangehörigen Harun Can A. Ein weiterer Haftbefehl besteht gegen den 19 Jahre alten Deutschen Irfan P., der sich bereits in anderer Sache in Untersuchungshaft befindet.

Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan gefordert

Den Haftbefehlen zufolge sollen die Männer für mehrere deutschsprachige Internetseiten mit der Bezeichnung "Globale Islamische Medienfront" (Gimf) verantwortlich sein und damit unter anderem die terroristischen Vereinigungen Al Qaida und Ansar El Islam unterstützt und um Mitglieder oder Unterstützer geworben zu haben. Auf den Internetseiten der deutschsprachigen Gimf seien Videofilme, Botschaften und anderes Propagandamaterial dieser Vereinigungen veröffentlicht, sowie Propagandamaterial über Links zugänglich gemacht worden.

Die Razzia erfolgte in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Bremen. Insgesamt seien zwölf Objekte in Biberach, Laupheim, Augsburg, Weiden in der Oberpfalz, Lohmar, Schlangen, Düsseldorf und Bremen durchsucht worden, darunter ein Vereinsheim in Bremen.

Aufruf zum Mord an einem schwedischen Karikaturisten

In den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte die deutschsprachige Gimf durch die bislang zweimalige Veröffentlichung von selbst erstellten Videobotschaften in deutscher Sprache. Darin wurden die Regierungen von Deutschland und Österreich zum Abzug ihrer Soldaten aus Afghanistan aufgefordert.

Irfan P. soll im September 2007 auf einer für jedermann einsehbaren Internetseite dazu aufgerufen haben, einen schwedischen Karikaturisten und den Chefredakteur einer schwedischen Zeitung zu töten. Der Beschuldigte soll die entsprechende Forderung des Al-Qaida-Mannes Abu Omar Al-Baghdadi in deutscher Übersetzung wiedergegeben und die Erklärung beigefügt haben, man solle dem Aufruf folgen und die beiden töten.

"Radikalisierung in Echtzeit"

Daniel P. soll von November 2006 bis November 2007 in 18 Fällen auf den Gimf-Internetseiten Propagandamaterial weiterverbreitet haben. Irfan P. wird dies in zehn, Harun Can A. in vier Fällen zur Last gelegt. Irfan P. soll zudem im Dezember 2007 versucht zu haben, den Mitbeschuldigten Harun Can A. zu einer schweren Brandstiftung anzustiften.
 
Vor einem Jahr noch gingen Terrorermittler davon aus, dass es sich bei der deutschen Gimf um reine "Sessel-Dschihadisten" handelte, die keine Anschläge in der realen Welt planten. Die Bedeutung ihrer Seite schätzten sie dennoch als potenziell gefährlich ein. Ein Verfassungsschützer sagte damals zu Spiegel Online:  "Da kann man Radikalisierung in Echtzeit beobachten". (bai/AFP/ddp)

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