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Terrorismus in Deutschland: "Gefahrenspitze erst einmal gekappt"

Das Bundeskriminalamt sieht derzeit keine akute Anschlagsgefahr in Deutschland. "Die aktuellen Festnahmen haben dazu geführt, dass die Gefahrenspitze erst einmal gekappt ist", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke in einem Zeitungsinterview.

Hamburg - Es lägen derzeit keine Hinweise darauf vor, dass es eine weitere Terrorzelle gebe, sagte Ziercke der "Bild am Sonntag". Er schließe weitere Festnahmen im Zusammenhang mit der Kieler Terrorzelle aber nicht aus. "Große Sorge" bereite ihm, dass die Terrorgefahr in dem konkreten Fall erst spät erkannt worden sei, sagte Ziercke.

Der BKA-Chef äußerte sich zurückhaltend zu Berichten, wonach die Festgenommenen Verbindungen zur Terrororganisation Al Qaida hatten. Der Anti-Terror-Kampf der vergangenen Jahre habe Al Qaida schwer zugesetzt, sie habe "nicht mehr die operative Kraft" wie zu Zeiten des 11. September 2001. "Al Qaida ist aber dabei, neue Zellen aufzustellen", sagte Ziercke. "Ob die Festgenommenen dazugehören, ist die ganz große Frage, die wir klären müssen."

Ziercke: Deutsche Moslems tragen Verantwortung

Im Kampf gegen den Terrorismus setzt der BKA-Chef auf die Mithilfe der in Deutschland lebenden Moslems: "Wer in einer freien, offenen Gesellschaft friedlich miteinander leben will, der muss auch Verantwortung dafür übernehmen", sagte Ziercke. "99,9 Prozent aller Muslime in Deutschland sind friedliebend. Wenn sie erkennen, dass es in ihren Reihen radikale junge Leute gibt, dann haben sie die Verantwortung, sich an die Sicherheitsbehörden zu wenden - und diese zu melden."

Gegenüber islamistischen Hetzern und Hasspredigern kündigte der BKA-Präsident Härte an: "Wir dürfen nicht akzeptieren, dass in Moscheen unsere Gesellschaft als nicht lebenswert dargestellt wird", sagte er. "Ich frage mich: Wieso kann eigentlich in deutschen Moscheen jeder predigen? Sollten Imame nicht in Deutschland ausgebildet und geprüft werden?" Dass Papst Benedikt XVI. bei seinem Heimatbesuch in zwei Wochen zum Ziel islamistischer Anschläge werden könnte, glaubt Ziercke nach eigenen Worten nicht. Trotzdem seien alle Vorkehrungen getroffen worden, sagte er. "Der Papst ist in Deutschland sicher." (tso/AFP)

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