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Terrormiliz "Islamischer Staat": Junge Araber lehnen IS zunehmend ab

Die Sorge über die Terrormiliz IS wächst, die Unterstützung nimmt ab - das ist laut einer neuen Studie die Haltung von Jugendlichen im Nahen Osten und Nordafrika.

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Die Ergebnisse der Studie könnten beruhigen, wenn die Lage in der Region nicht so ernst wäre. Während die Terrormiliz "Islamischer Staat" seit Jahren ihren Einflussbereich im Nahen Osten und Nordafrika ausweitet, glauben 76 Prozent der Jugendlichen in dieser Region nicht, dass es der Terrormiliz gelingen wird, sich langfristig zu etablieren. Genauso viele sind allerdings besorgt angesichts der wachsenden Macht des IS. Für die Hälfte der Befragten ist der IS das Haupthindernis für den Frieden in der Region, im Jahr zuvor sahen das nur 37 der Befragten so.

Das sind die Ergebnisse einer Studie über das Lebensgefühl arabischer Jugendlicher, die zum achten Mal durchgeführt wurde. Waren 2008 erst neun Länder beim ASDA’A Burson-Marsteller "Arab Youth Survey" dabei, kamen in den vergangenen fünf Jahren noch sieben weitere hinzu, vom Irak bis Marokko. Nur in Syrien konnten wegen des Bürgerkriegs keine Befragungen durchgeführt werden. Und auch der Iran ist nicht dabei.

Im Januar 2016 wurden im Rahmen der Studie 3500 junge Araber zwischen 18 und 24 Jahren vor allem zu den religiösen Spannungen von der Agentur Penn Schoen Berland befragt. Im Jahr zuvor stand die demokratische und wirtschaftliche Entwicklung im Mittelpunkt.

Weniger Unterstützung für den IS

Beruhigend ist vor allem, dass offenbar weniger arabische Jugendliche inzwischen bereit sind, den IS zu unterstützen. Waren es 2015 noch 19 Prozent, sind es ein Jahr später nur13 Prozent. Auch würden mehr als drei Viertel der Jugendlichen selbst dann nicht den IS unterstützen, wenn er weniger gewalttätig wäre.

In einigen arabischen Ländern ist fast die Hälfte der Bevölkerung jünger als 25 - und die Jugendarbeitslosigkeit extrem hoch. Und so sehen auch in der Hälfte der Länder die befragten Jugendlichen der Mangel an Jobs und fehlende Perspektiven als Hauptgrund für die Anziehungskraft des IS auf junge Menschen.

Kritischer Blick auf die Rolle der Religion

Ein weiterer Grund sind nach Ansicht der Befragten die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten. Vor allem die Jugendlichen im Jemen, in Jordanien, Libyen und Irak berichten davon, dass die Spannungen sich spürbar verschärft hätten und den Frieden in der Region gefährden. Die Rolle des Islam wird daher auch zunehmend kritisch gesehen. Mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen stimmt der Aussage zu, dass die Religion im Nahen Osten eine zu große Rolle spiele.

Claudia Cohnen-Beck

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