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Politik: Terrorplan oder nur Gerüchte? Hamburgs Polizei verhört drei Tschetschenen

Berlin/Hamburg - Der Hamburger Terroralarm war möglicherweise unbegründet. Die Polizei nahm Freitag drei Tschetschenen in Gewahrsam, die mit großem Aufwand gesucht worden waren.

Von Frank Jansen

Berlin/Hamburg - Der Hamburger Terroralarm war möglicherweise unbegründet. Die Polizei nahm Freitag drei Tschetschenen in Gewahrsam, die mit großem Aufwand gesucht worden waren. „Nach dem ersten Eindruck gehen wir davon aus, dass eine konkrete Anschlagsplanung nicht vorlag“, sagte der Chef des Landeskriminalamts, Reinhard Chedor. Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) äußerte vorsichtig, er könne noch nicht beurteilen, ob die Männer „etwas im Schilde führten“, so Schily. In Sicherheitskreisen hieß es, die Männer zählten nicht zum kleinen Spektrum tschetschenischer Islamisten in Hamburg.

Zwei der Männer im Alter von 21 bis 25 Jahren waren zur Polizei gekommen, den dritten Tschetschenen hatten die Beamten festgenommen. Ein Ägypter hatte am Mittwochabend an einer Bushaltestelle in St. Pauli die Männer gesehen und verdächtig klingende Sätze mitbekommen. So soll auf Hocharabisch von „Heldentum für Allah“ die Rede gewesen sein. In der Gruppe sei auch geäußert worden, man brauche sich nicht zu fürchten, denn „wir werden morgen ohnehin vor Allah stehen“.Offen bleibt, warum die Tschetschenen sich nicht in ihrer Landessprache, sondern auf Hocharabisch, der Sprache des Korans, unterhielten.

Die Männer waren nach dem Gespräch in einen Bus gestiegen. Dort wurden sie von einer Überwachungskamera gefilmt. Da einer der Männer einen Rucksack getragen hatte, verstärkte sich bei dem Ägypter der Eindruck, es könnte ein Anschlag wie in London geplant sein. Dort hatten sich im Juli Islamisten mit Rucksäcken, in denen Sprengstoff deponiert war, in die Luft gejagt. Ein Sicherheitsexperte sagte dem Tagesspiegel, vor allem der Hinweis des Ägypters auf einen Rucksack habe die Behörden „elektrisiert“. Innensenator Udo Nagel (parteilos) meinte am Donnerstag, noch vor zwei Jahren, also vor den Anschlägen in London und Madrid, wären die Behörden mit einem solchen Hinweis sicher anders umgegangen.

Die Polizei hatte allerdings den Zeugen erst abgewimmelt. Der Ägypter wollte Mittwochabend die Besatzung eines Streifenwagens informieren, doch die Beamten schickten ihn zum nächsten Revier. Die zuständigen Ermittler wurden erst um drei Uhr nachts informiert. Stunden später leitete die Polizei eine Großfahndung ein. 1071 Beamte, zum Teil mit Maschinenpistolen bewaffnet, waren im Einsatz. An Verkehrsknotenpunkten wurden zwölf Kontrollstellen eingerichtet. Die Polizisten überprüften bei 255 Personen die Papiere.

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