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Terrorprozess: Sechs Jahre wegen Hilfe für Al Qaida

Weil er die Terrororganisation Al Qaida mit Geld und Kampfgerät unterstützt hat, ist ein Mann am Montag vom Oberlandesgericht Koblenz zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der Türke hatte Geld und Geräte besorgt.

Der 32 Jahre alte Türke Ömer Ö. war nach Überzeugung des Staatsschutzsenats zeitweise auch Mitglied in dem Terrornetzwerk. Der 32 Jahre alte mitangeklagte Deutsch-Türke Sermet I. muss als Terrorhelfer für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis. Laut Urteil hatten die beiden Angeklagten Geld und Ausrüstungsgegenstände wie ein Nachtsichtgerät und eine schusssichere Weste besorgt und an den Deutsch-Pakistaner Aleem N. übergeben. Der 47-jährige Schmuckhändler galt als Schlüsselfigur von Al Qaida in Deutschland und war deshalb vom Koblenzer Gericht bereits im Juli 2009 zu acht Jahren Haft verurteilt worden.

Die beiden aus dem baden-württembergischen Sindelfingen stammenden Männer identifizierten sich laut Anklage spätestens seit Sommer 2004 mit den Zielen und Methoden der Al Qaida. Anfang 2006 habe sich Ömer Ö. in einem Terrorcamp zudem im Umgang mit Waffen ausbilden lassen.

Die Gerichtsvorsitzende Angelika Blättner sagte: „Wir mussten uns viele Lügen, Halbwahrheiten und unterdrückte Wahrheiten anhören.“ Als Beispiel dafür nannte sie das von Ö. widerrufene Geständnis eines Überfalls auf afghanische Soldaten. „Wir glauben den Angeklagten nur das, was durch andere Beweismittel bestätigt wird.“ Beide Männer haben laut Urteil zwischen 2004 und 2008 dem internationalen Terrornetzwerk Al Qaida bei seiner tödlichen Mission geholfen und dabei mit Aleem N. aus dem pfälzischen Germersheim zusammengearbeitet. Hauptbelastungszeuge in dem Verfahren war der Stiefsohn von Aleem N.

Das Gericht kam zu dem Schluss, dass die beiden Angeklagten ein Doppelleben führten. Dass ihre Kontakte zu Aleem N. nicht nur freundschaftlicher Natur waren, sei unter anderem aus ihrem konspirativen Verhalten zu schließen. Seit Sommer 2005 hatten die beiden Angeklagten nach Ansicht des Gerichts des Öfteren N. gemeinsam in Germersheim besucht, um Absprachen über die Unterstützung von Al Qaida zu treffen. Zu dieser Zeit hatten sie keine telefonischen Kontakte untereinander, nutzten „Fantasie-E-Mail-Accounts“ und verwendeten Codewörter für Ausrüstungsgegenstände. Auch sollen sie bei Besuchen die Sim-Karten aus ihren Handys genommen haben, um ihre Ortung unmöglich zu machen.

Seit September 2009 standen die beiden gebürtigen Türken vor Gericht. An rund 60 Prozesstagen waren mehr als hundert Zeugen und Gutachter unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen gehört worden. Das türkische Justizministerium und die türkische Generalstaatsanwaltschaft hatten kurz vor der Urteilsverkündung die Auslieferung von Ömer Ö. beantragt. Die Behörden bezogen sich auf seine mutmaßliche Beteiligung an dem Angriff auf afghanische Soldaten. dpa/AFP

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