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Terrorverdacht: Behörden: Keine konkrete Terrorplanung

Der Terrorverdacht gegen drei tschetschenische Männer in Hamburg hat sich nach ersten Verhören nicht bestätigt.

Hamburg (26.08.2005, 22:17 Uhr) - «Nach dem ersten Eindruck gehen wir davon aus, dass eine konkrete Anschlagsplanung nicht vorlag», sagte der Leiter des Hamburger Landeskriminalamtes (LKA), Reinhard Chedor, am Freitag. Nach einer spektakulären Großfahndung mit mehr als 1000 Beamten hatte die Polizei die Männer im Alter von 21 und 25 Jahren am Freitag gefasst. Ein Mann sei von der Polizei aus seiner Wohnung zum Verhör gebracht worden, die beiden anderen hätten sich später freiwillig gestellt.

Hamburgs Innensenator Udo Nagel (parteilos) hält es für möglich, dass ein schlechter Scherz Auslöser für den Großeinsatz gewesen sein könnte. Möglicherweise habe es sich bei den von einem Zeugen mitgehörten Äußerungen der drei Tschetschenen um «Blödsinn» gehandelt, sagte Nagel am Freitagabend im NDR-Fernsehen. «Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um einen schlechten Scherz gehandelt hat.»

Am Mittwochabend hatte ein Ägypter gehört, wie die drei Männer in arabischer Sprache unter anderem über Heldentum «vor Allah» sprachen. Bei den «Sprachfetzen», die der Mann verstanden habe, fiel nach Polizeiangaben auch der Satz: «Wir werden morgen als Held vor Allah stehen.» Warum sich die Tschetschenen auf Hocharabisch unterhielten, blieb unklar. Die Polizei konnte keine Angaben dazu machen.

Noch sei offen, wann die Verdächtigen wieder freigelassen werden, sagte am Abend ein Polizeisprecher. «Das hängt davon ab, was sie sagen», betonte Chedor. Einzelheiten aus den Verhören wollte die Polizei nicht nennen. «Wir sind erst am Anfang.»

Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) sagte: «Ich kann noch nicht beurteilen, ob die Festgenommenen irgendetwas im Schilde geführt haben.» Es sehe im Moment aber nicht danach aus. «Ich bin dafür, dass man jedem Verdacht nachgeht.» Man müsse wegen der Bedrohung wachsam sein, solle aber nicht in Panik verfallen, sagte der Minister bei einer Veranstaltung in Hamburg-Rahlstedt.

Die Hamburger Polizei hatte nach dem Hinweis des Zeugen zunächst verdeckt und dann mit einem Großaufgebot nach den drei Männern gesucht. Dazu wurden Bilder einer Überwachungskamera aus einem Bus veröffentlicht. Am Freitag durchsuchte die Polizei mehrere Wohnungen. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages ein.

Polizeipräsident Werner Jantosch sagte, es seien 255 Personen und 77 Autos kontrolliert worden. Aus der Bevölkerung hatten die Beamten 60 Hinweise bekommen, davon 3 nach ihren Angaben vielversprechende. Polizeivizepräsident Michael Daleki äußerte sich kritisch über den Beginn der Fahndung. «Das hätte anders laufen können.» Der Zeuge habe nach dem mitgehörten Gespräch eine Polizeistreife angesprochen. Der Beamte habe ihn angewiesen, auf dem Revier Anzeige zu erstatten und dann seine Streife fortgesetzt. Der Zeuge sei nach Hause gefahren und habe die Polizisten seines Wohnreviers verständigt. Dort sei die Aussage zunächst bewertet worden. Das alles habe bis drei Uhr in der Nacht gedauert. «Dann kam die Entscheidung, die Morgenstunden abzuwarten, um erfolgreich tätig sein zu können.» (tso)

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