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Update

Test für Atomprogramm?: Nordkorea gibt Fehlschlag bei Raketenstart zu

Der "Glänzende Stern" ist verglüht: Kurz nach dem Start zerbrach die Rakete, mit der Nordkorea nach eigenen Angaben einen Satelliten ins All schießen wollte. Die USA vermuten einen Test für Nordkoreas Atomprogramm. Noch am Freitag wird der UN-Sicherheitsrat darüber beraten.

Nordkorea hat das Scheitern seines umstrittenen Raketenstarts bekannt gegeben. Der Beobachtungssatellit Kwangmyongsong-3 ("Glänzender Stern 3") habe es nicht in die vorgesehene Erdumlaufbahn geschafft, erklärte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag. „Wissenschaftler, Techniker und Experten untersuchen die Gründe für dieses Scheitern.“ KCNA bestätigte, dass die Trägerrakete um 07.38 Uhr und 55 Sekunden Ortszeit gestartet war.

Nach übereinstimmenden Angaben Japans, Südkoreas und der USA zerbrach die Rakete kurz nach dem Start, ihre Teile stürzten ins Meer. Während der Satellit nach offizieller Darstellung Daten über Wälder und Ressourcen in Nordkorea sammeln sollte, vermuteten die USA und mehrere ihrer Verbündeten hinter dem Raketenstart einen unzulässigen Raketentest für das nordkoreanische Atomprogramm.

Nordkorea hatte trotz internationaler Kritik die Langstreckenrakete starten lassen. Nach Berichten der Nachbarländer über einen Absturz binnen nur etwa einer Minute räumte das Regime in Pjöngjang dann ein, dass die Aktion nicht nach Plan verlaufen sei. Der Satellit habe „nicht den Orbit erreicht“, hieß es am Morgen in staatlichen Medien. Die USA sprachen trotz des offensichtlichen Fehlschlags von einer „provokativen Aktion“ und kündigten einen Stopp ihrer Nahrungsmittelhilfen an.

Der japanische Verteidigungsminister Naoki Tanaka sagte, ein fliegendes Objekt sei nach etwas mehr als einer Minute in der Luft wieder abgestürzt. Japanisches Gebiet sei dabei aber nicht getroffen worden. Tokio hatte im Vorfeld angekündigt, die Rakete abzuschießen, falls sie über japanisches Territorium fliegen sollte.

Nach Angaben der amerikanischen Streitkräfte stürzte die Rakete etwa 165 Kilometer westlich der südkoreanischen Küste ins Gelbe Meer, nachdem sie in mehrere Teile zerbrochen sei. Das südkoreanische Verteidigungsministerium teilte mit, der umstrittene Start sei um 7.39 Uhr (Ortszeit) in der Nähe des Ortes Tongchang-ri an der nordkoreansichen Westküste erfolgt.

Nach Angaben Nordkoreas sollte die Rakete einen Satelliten ins All befördern. Der Westen und Südkorea befürchten allerdings, es könne sich um einen militärischen Test handeln. Für das Regime in Pjöngjang bedeutet der Absturz einen erheblichen Rückschlag.

Der Raketenstart war nicht zuletzt als Propagandaaktion anlässlich der Feiern zum Jahrestag des 100. Geburtstags des Staatsgründers Kim Il Sung geplant. Stolz hatte die Regierung des wegen seines Atomprogramms international isolierten Landes die Rakete vorab auch ausländischen Journalisten präsentiert.

Der offenbar gescheiterte Raketenstart wird noch am Freitag den UN-Sicherheitsrat beschäftigen. Das mächtigste UN-Gremium soll um 10 Uhr Ortszeit zu einer Dringlichkeitssitzung zusammentreten, wie die deutsche Presse-Agentur aus diplomatischen Kreisen erfuhr. Aller Voraussicht nach wird es zu einer formellen Verurteilung Nordkoreas kommen.

Der Sicherheitsrat hatte Nordkorea mehrfach kritisiert und 2006 und 2009 mit Sanktionen belegt. Diese erlauben es dem kommunistischen Land unter anderem nicht, ballistische Raketen zu starten. Solche Raketen, die in einer Bogenbahn weit entfernte Ziele erreichen können, können zwar Satelliten und Raumkapseln, aber auch Gefechtsköpfe tragen. Russland hat den missglückten Start als Verstoß gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates verurteilt.

Außenminister Guido Westerwelle hat den umstrittenen Start einer nordkoreanischen Rakete verurteilt. Es handele sich um eine „flagrante Verletzung internationaler Verpflichtungen“ durch die Regierung des kommunistischen Landes, sagte Westerwelle am Donnerstagabend bei einem Besuch in New York. Der Raketenstart gefährde die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel. Westerwelle forderte die sofortige Einschaltung des UN-Sicherheitsrats. Das wichtigste UN-Gremium müsse eine „deutliche Antwort“ auf diese Verletzung des Völkerrechts geben. (dapd/AFP/dpa)

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