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Bangkok

© AFP

Thailand: Protestler bauen Barrikaden an Flughäfen

Sie verschanzen sich hinter aufgetürmten Gepäckwagen und drohen mit Kämpfen "bis zum Tod". Verhandlungen werden abgelehnt - die königstreuen Demonstranten meinen es offenbar sehr ernst mit ihren Forderungen. Noch setzt die Regierung auf Diplomatie.

Hinter Barrikaden verschanzt haben sich thailändische Regierungsgegner an den Flughäfen der Hauptstadt Bangkok gegen mögliche Polizeieinsätze gewappnet. Sie wollten "bis zum Tod" kämpfen, kündigte ein Anführer nach Angaben der BBC am Flughafen Don Mueang an. Am internationalen Flughafen Suvarnabhumi türmten die Demonstranten Gepäckwagen und Reifen aufeinander, um eine Erstürmung zu erschweren. Eine Art Miliztruppe bewachte alle Zugänge. Ein Verhandlungsangebot der Regierung wies die außerparlamentarische Opposition PAD zurück.

"Wenn wir mit ihnen verhandeln können, wäre das der beste Ausweg", sagte Ministerpräsident Somchai Wongsawat, der sich aus Sicherheitsgründen weiter in Chiang Mai rund 600 Kilometer nördlich von Bangkok aufhält. Er beteuerte, dass er Gewalt vermeiden wolle. Doch könne auch nicht geduldet werden, dass die Regierungsgegner "ganz Thailand als Geisel" festhalten. PAD-Führer Sondhi Limthongkul erwiderte, für Verhandlungen gebe es "keinen Spielraum." Die Regierung hatte am Vorabend den Ausnahmezustand an den Flughäfen Bangkoks verhängt und die Polizei angewiesen, die Demonstranten zu vertreiben.

Polizeichef gefeuert

Der Chef der nationalen Polizei wurde am Freitag entlassen - laut Medienberichten, weil er bislang nicht rigoros genug gegen die PAD durchgegriffen hat. Die Demonstranten halten seit Ende August den Regierungssitz in Bangkok besetzt. Bei ihrem letzten Einsatz gegen die PAD war die Polizei allerdings massiv kritisiert worden. Sie hatte Anfang Oktober mit Tränengas in die Menge gefeuert und dabei zwei Demonstranten getötet.

Die Anhänger der außerparlamentarischen Opposition PAD machten keine Anstalten abzuziehen. Sie richteten Sanitätsstationen ein, um Verletzte behandeln zu können, berichteten Augenzeugen. Am internationalen Flughafen fuhren in der Nähe der Frachtterminals zahlreiche mit Schutzschilden beladene Polizei-Lkws vor, doch griffen die Beamten bis zum Abend nicht ein. Pikanterweise sind die Einsatzleiter an den beiden Flughäfen frühere Schulkameraden des gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der zwar im Exil lebt, aber eine Schlüsselrolle in dem politischen Drama innehat.

Tourismusbranche in Angst

Die PAD hatte schon gegen Thaksin demonstriert und ihm Korruption vorgeworfen. Weil die jetzige Regierungspartei von Thaksins Weggefährten gegründet wurde, will die PAD die Regierung stürzen. "Dies ist die korrupteste Regierung der Geschichte", stand auf einem ihrer Plakate. Konkrete Vorwürfe haben sie nicht. Thaksin wurde in Abwesenheit zu zwei Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs verurteilt.

Die deutschen Reiseveranstalter begannen unterdessen, Urlauber aus Bangkok per Bus auf die 800 Kilometer entfernte Ferieninsel Phuket zu bringen und von dort auszufliegen. Der Deutsche ReiseVerband (DRV) koordiniert die Flüge. Tui schickt zwei Sonderflüge nach Phuket, von denen eins am Freitag bereits unterwegs war. Die Lufthansa leitet ihre Flüge auch nach Phuket um. Die heimische Fluggesellschaft Thai Airways transportierte Passagiere über einen Militärflughafen 140 Kilometer südöstlich von Bangkok. Weil die Flughäfen geschlossen sind, gehen der thailändischen Wirtschaft nach Schätzung der Handelsbehörde jeden Tag allein durch Frachtausfälle mehr als 65 Millionen Euro pro Tag verloren. Die Tourismusbranche fürchtet verheerende Einbrüche. (mpr/dpa)

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