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Politik: Thailand strebt Reiskartell an

Der weltgrößte Reisexporteur will mit den Nachbarn eine „Organisation der Reis exportierenden Länder“ gründen

Jakarta - Thailand hat Vietnam, Birma, Kambodscha und Laos zur Gründung einer „Organisation der Reis exportierenden Länder“ (OREC) eingeladen. Details sind unklar, weil Thailands Premier Samak Sundaravej in Bangkok mit widersprüchlichen Aussagen für Verwirrung sorgte. Samak sprach von einem „Kartell, um Preise festzulegen“ und sagte kurz danach, ein Kartell nach Vorbild der Petroleum exportierenden Länder (OPEC) sei nicht geplant: „Wir haben nicht vor, wie OPEC zu werden und hoffen nur, eine Gruppe von fünf Ländern zu sein, die sich gegenseitig beim Handel mit Reis auf dem Weltmarkt hilft.“

Samak räumte ein, dass es noch keine formellen Gespräche mit den von ihm genannten Staaten gegeben habe. Zwei der Länder – Kambodscha und Laos – exportieren gar keinen Reis. Sie sind froh, wenn sie ihre Bevölkerung versorgen können. Birma führt mit 180 000 Tonnen nur ganz wenig Reis aus. Thailand und Vietnam sind dagegen die beiden größten Reisexporteure der Welt, sie decken mit insgesamt 15 Millionen Tonnen die Hälfte des Weltmarktes ab. Auch ohne Kartell gilt der Reispreis aus Thailand als Richtwert für den internationalen Handel. Er hat sich seit Jahresbeginn fast verdreifacht und stieg Ende April erstmals über 1000 US-Dollar pro Tonne. Wegen des hohen Preises lehnte Japan vergangene Woche 60 000 Tonnen Reis aus Thailand ab.

Der populistische Kartell-Vorschlag kommt von einem Premier, dessen Partei vor allem von der Landbevölkerung gewählt wurde, die hohe Preise schätzt. Doch auch dort werden viele Konsumgüter teurer, bei Lebensmitteln stieg die Inflationsrate gerade auf 9,8 Prozent.

Thailand hat schon jetzt, ohne Preisabsprachen, so großen Einfluss auf den internationalen Reispreis, weil der Weltmarkt relativ klein ist und es nur wenige Exporteure gibt. 90 Prozent der globalen Reisproduktion werden in den Anbauländern konsumiert, vor allem in China, Indien und Indonesien. Dort müssen 2,7 Milliarden Menschen mit Reis versorgt werden, nur Indien hat einen Überschuss. Ein Reiskartell OREC, das hohe Preise abspricht, wäre schlimm für arme Importländer – zum Beispiel für die Philippinen: 30 Millionen Filipinos, ein Drittel der Bevölkerung, müssen dort mit weniger als einem Dollar über den Tag kommen. Reis ist ihr wichtigstes Nahrungsmittel. Die Regierung subventioniert den Reispreis und will Bauern mit einer Milliarde US-Dollar beim Anlegen zusätzlicher Felder unterstützen. So wollen die Philippinen, größter Reisimporteur der Welt, bis zum Jahr 2010 zum Selbstversorger werden. mkb

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