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Kanzlerin Angela Merkel setzt auf Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (beide CDU).

© dpa

Thomas de Maizière: Immer für schlechte Schlagzeilen gut

In welchem Amt auch immer: Meistens hat Thomas de Maizière nichts davon gewusst, wenn etwas danebengegangen ist. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Immer wieder Thomas de Maizière. Beinahe jede Affäre oder Beinahe-Affäre bleibt wie Pech an ihm kleben. Ob früher im Kanzleramt, im Verteidigungsministerium oder jetzt im Innenressort, de Maizière ist für Schlagzeilen gut – schlechte. Meistens, wenn etwas danebengegangen ist, und es ist viel danebengegangen, hat er entweder nichts davon gewusst oder selbst nicht damit zu tun gehabt (haben wollen). Dafür hängt der Minister dann auch schon mal Vertraute hin.

Alle Deutungsmöglichkeiten sprechen gegen ihn

So schwindet das Vertrauen in ihn, in seinen jeweiligen Ressorts. Im Innenministerium hat das auch schon wieder angefangen, sodass der erste Impuls war: Die Syrer-Geschichte, die ist eine Intrige. Das kann gar nicht von ihm kommen, hier hat ihm das Haus per Referentenentwurf oder sonst wie eine Warnung geschickt. Aber nein, es war ein Interview von de Maizière. Er ist dieser Meinung: Ein Jahr sollen die armen Menschen bleiben dürfen, dann müssen sie weg. Und die Familien müssen gleich ganz wegbleiben. Der Minister sagt es bloß anders, verklausuliert, chiffriert – was die Sache umso schlimmer macht, weil jeder doch sofort vermuten kann, ja muss: Der Mann weiß, was seine Worte im Klartext bedeuten und will seine Gnadenlosigkeit bemänteln.

Alle Deutungsmöglichkeiten sprechen gegen de Maizière, ganz gleich welche. Also: Wenn er so etwas sagt, obwohl er weiß, dass die Koalition ganz gewiss nicht unisono so reden wird – schlimm. Wenn er so denkt – noch schlimmer. Wenn er es sagt, weil er denkt, dass er es nachträglich in die Koalition hineinreden kann – dumm. Wenn er es sagt und nicht weiß, was die Koalition verabredet hat – zu dumm.
Und wenn er auf Geheiß so geredet hat? Dann stünde Angela Merkel, Mutti Merkel, Mama Merkel, Heldin der Geflüchteten, gerade der Syrer, aber auf einmal ganz anders da. Dann dächte sie nämlich im Grunde wie die CSU und hätte de Maizière nur vorgeschickt, um auszukundschaften, was mit SPD noch geht – der Minister als Faktotum der Kanzlerin. Die Alternative zu diesem Fall ist auch nicht besser: De Maizière hätte sich an die Seite der CSU gegen Merkel, seine Angela, stellen wollen. Das muss die Kanzlerin aufklären, das alles. Für sich und für ihre große Koalition. Sonst gibt es stattdessen doch noch die große Eruption.

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