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Eine bunte Torte auf die Ehe für alle - und ein Triumpf für Thomas Oppermann (Mitte) und SPD-Chef Martin Schulz.

© Wolfgang Kumm/dpa

Thomas Oppermann im Wahlkampf: Herausforderer der Verteidigungsministerin

Der SPD-Fraktionschef galt lange als Experte für Innenpolitik. Nun gibt es eine neue Aufgabe: aus Ursula von der Leyens Fehler Kapital schlagen.

Von Hans Monath

Als Thomas Oppermann am Mittwoch vor Journalisten seine Bilanz der Legislaturperiode zog, wirkte er wie befreit von vier Jahren Koalitionsdisziplin. Der Vorsitzende der knapp 200 sozialdemokratischen Parlamentariern mäkelte genüsslich am Wahlprogramm des bisherigen Regierungspartners herum und ergötzte sich an der Niederlage, die SPD, Linke und Grüne der Union vergangene Woche bei der Abstimmung über die Ehe für alle beschert hatten. „Ich habe so eine fröhliche SPD-Fraktion lange nicht mehr erlebt“, feixte der Niedersachse.

Einen Triumpf können die Genossen angesichts magerer Umfragezahlen gut gebrauchen. Auch für Oppermann selbst hängt vom Abschneiden im September viel ab. Sollte die SPD mit einem miesem Resultat in der Opposition landen, dürfte es zum großen Stühlerücken kommen, bei dem womöglich mit Andrea Nahles die nächste Generation die Fraktion übernimmt. Auch für den Fall, dass sich die SPD gegen alle Absichtserklärungen und gegen massiven Widerstand aus der Partei in die große Koalition rettet, gilt Oppermann nicht als gesetzt. Vor allem der starke linke Flügel der Fraktion misstraut ihm, hält den rhetorisch nimmermüden Gast vieler Talkshows für opportunistisch.

Vor vier Jahren musste der Jurist überredet werden, den Fraktionsvorsitz zu übernehmen. Denn er hatte sich auf den Job des Innenministers vorbereitet. Doch die Union wollte auf das Ressort nicht verzichten. Im laufenden Wahlkampf kümmert sich nun Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius um die Aufgabe, für Kandidat Martin Schulz die Flanke innere Sicherheit zu schließen.

Oppermann hat eine neue Rolle gefunden: Er sei zwar Generalist, werde sich in der Wahlschlacht vor allem um die Bundeswehr und Verteidigungsfragen kümmern, kündigte er an. Offenbar lernt die SPD aus dem NRW-Wahlkampf. So wie CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach in Düsseldorf den schwächelnden SPD-Innenminister Ralf Jäger vorführte, will Oppermann nun aus den Fehlern von CDU-Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Kapital schlagen.

Viele Soldaten fühlen sich von der Ministerin verraten, sind womöglich für politische Wertschätzung empfänglich. Dass die SPD das Zwei-Prozent-Ziel der Nato für Militärausgaben hart attackiert, könnte die Aufgabe aber erschweren, aus der Bundeswehr mehr Stimmen zu werben. Berufsoptimist Oppermann sagt zu den Wahlchancen seiner Partei trotzdem: „Der Ausgang ist offen.“

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